Vielen Dank, Allen Carr!

Der „Stop-Smoking-Guru“ Allen Carr ist im Alter von 72 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Lungenkrebs -ausgerechnet, mögen nun einige denken, doch wenn man weiß, wieviel Allen Carr geraucht hat, bevor er es sich selbst abgewöhnt hat, und wenn man weiss, dass es auf seinen Raucherentwöhnungs-Seminaren kein Rauchverbot gab, er also als Nichtraucher 20 Jahre lang wohl nicht gerade wenig passiv geraucht hat, ist die Verwunderung über diese Todesursache wohl weitaus weniger verwunderlich.

Ich selbst habe erst spät, mit 18 Jahren, und langsam angefangen zu rauchen, als ich 1999, zehn Jahr später, aufhörte lag mein Verbrauch bei 2-3 Schachteln am Tag. Ich habe nach dem Lesen von Allen Carrs Buch „Endlich Nichtraucher“ mit der Qualmerei aufgehört. Einfach so. Von heute auf morgen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn irgendwann während des Lesens hatte mich das Buch so gepackt, dass ich die Nacht durchmachte, um es zu Ende zu lesen. Es hat also „irgendwie“ funktioniert, was mir Herr Carr da in seinem Buch erzählt hat. Meine letzte Zigarette war eine aus Kippenresten selbst zusammengebaute, wirklich eklig. Doch die hat es noch nicht mal gebraucht. Das Buch hat mich überzeugt. Es ist kein Hexenwerk im Spiel, keine Hypnose oder ähnliches, sondern eigentlich nur Gründe, weshalb man Raucht und Argumente, weshalb man nicht mehr zu rauchen braucht.

Ein wenig später wurde ich mal „halb“ rückfällig, habe auf einer Party in ziemlich betrunkenem Zustand bei einer ziemlich hübschen Unbekannten einen Zug erbettelt. Diesen Zug habe ich am nächsten Morgen alleine schon wegen des ekligen Geschmacks im Mund heftigst bereut (mit der hübschen Unbekannten ergab sich sowieso nichts). Ein-, zweimal träumte ich noch nachts davon, mir eine Fluppe anzustecken, doch auch diese Glimmstengel haben mir nichts ausser einem schlechtes Gewissen beschert. Nicht, dass Allen Carr unbedingt mit der Angst vor dem Wiederanfangen arbeiten würde, aber bei mir war sie wohl am Anfang ziemlich präsent. Heute ist das kein Problem mehr.

Was schon eher ein Problem darstellt ist meine zunehmende Intoleranz gegenüber dem Rauchen. Von mir aus könnte man Zigaretten schlichtweg verbieten. Zumindest aber das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden. Jetzt wo ich mir meine Gesundheit nicht mehr selbst mit Nikotin und anderen Giften aus der Zigarette zerstöre, stört mich durchaus, wenn das andere Leute quasi weiterhin für mich übernehmen. Am Schlimmsten sind hier die „Raucherecken“ auf Bahnhöfen, an denen man als Nichtraucher nicht vorbeikommt, ohne eine kräftige Dosis des Zeugs abzukriegen.

Wobei ich mich immer noch gerne mit rauchenden Freunden auf den (ja meist gut belüfteten) Balkon stelle, um die Unterhaltung nicht abzubrechen, aber viele ansonsten sehr nette Kneipenbesuche aus der „Nach-Raucher-Zeit“ sind mir wegen der tränenden Augen und stinkender Klamotten eher in negativer Erinnerung. Selbst hier im Büro hat die Jacke abends oft nach Rauch gestunken, doch der letzte Raucher hier hat nun auch endlich aufgehört. Ich hoffe – nicht nur für ihn – dass er es durchhält.

Allen Carrs Buch hat mich damals keine 10 Mark gekostet – weniger als zwei Schachteln zu dieser Zeit kosteten. Doch das waren wirklich gut investierte 10 Mark. Ich hoffe jedenfalls dass Allen Carrs Werk fortgesetzt wird und wünsche jedem, der sich hier einsetzt (auch finanziellen) Erfolg und sage noch einmal: Vielen Dank, Allen Carr!

Zweites Leben? Na, mal schaun…

Nun habe ich es – auch dank der tatkräftigen Unterstützung des Linden Labs Supports – doch noch in Second Life reingeschafft. Habe nun auch schon die eine oder andere Stunde in dieser virtuellen Welt verbracht, diese Zeit kam mir aber danach meist als verschwendete Zeit vor. Wenn man in SL niemanden kennt, ist der Aufenthalt dort recht, sagen wir, eintönig. Durchsucht man die Interaktive Karte nach grossen Avatar-Ansammlungen, stösst man zumeist auf Casinos oder Erotik-Angebote. Super. Davon habe ich in Form von Spam schon genug in meinem Posteingang, den Aufenthalt in einer virtuellen Welt möchte ich mir nicht auch noch damit „versüssen“.

OK, ein paar witzige Begebenheiten gabs durchaus, so bin ich mit meinen Avatar in einen lagerhausähnlichen Club nahe des CoreconCCs gelaufen und habe gleich von einer mir unbekannten Avatar-Dame einen Drink spendiert bekommen, den mein Avatar dann – alleine auf einer zu dieser Zeit einsamen Insel ein paar Pixel weiter – in einem Liegestuhl am Strand genoss, das Wellenrauschen genießend. Idyllisch. Ich (in Echt) hätte das sicher nötiger gehabt als mein Frischling von Avatar…

Allerdings habe ich schon sowas wie einen Lieblings-Ort in SL entdeckt: Gibson, eine verwinkelte Hochhausschlucht mit visuellen Zitaten und Anleihen aus diversen Cyberpunk-Geschichten und konspirativen Treffpunkten, versteckt in „stillgelegten“ U-Bahn-Stationen. Hier hat sich jemand wirklich viel Mühe gegeben. Sogar einen Raum namens „Black Sun“ kann man von dort aus erreichen. Der Avatar tritt wortwörtlich durch eine „Net Access“-Telefonzelle hindurch, um dorthin zu gelangen. Anscheinend findet dort auch ein Cyberpunk-Rollenspiel statt. Auf jeden Fall ist dies ein Ort, der meine Neugier auf Second Life doch noch aufrecht erhält.

Funktioniert Protest?

Brokdorf und die Startbahn West wurden gebaut, Mutlangen bekam „seine“ Pershings und Wackersdorf wurde, dank La Hague eigentlich nur überflüssig, der Castor kam bis jetzt noch jedesmal (immer teurer als nötig) in Gorleben an, so dass ich mich frage, ob und wie mit öffentlichem Protest überhaupt etwas erreicht werden kann in unserem wohl nur noch bedingt demokratisch funktionierenden Staat. Die Proteste gegen die obigen Einrichtungen waren, laut meinen Kindheitserinnerungen, durchaus große Dinger, und auch die vorletzten „Stoppt Castor“-Proteste waren ein mediales Großereignis – beim letzten war ein Wechsel an der Spitze eines größeren deutschen Telekommunikationsunternehmens schon wichtiger.

Während man sich bei den Castor-Protesten durchaus fragen kann, was damit eigentlich direkt bezweckt werden soll (sollen sie das Teil eigentlich einfach auf halber Strecke stehen lassen? Die Anwohner würden sich wohl zu recht beschweren) und auch die Militanz bei solchen Aktionen eher ins kontraproduktive umschwingt, da sie den Rückhalt in der Bevölkerung, sofern vorhanden, nur schwächt, ist es doch erschreckend, dass Industrie und Politik bei uns ihre Ziele scheinbar fast immer durchsetzten können.

Auch mit Blick auf Johnny Häusslers Artikel „Nicht sehr weit“ hat mich eine kleine Nachricht bei boing boing vor kurzem sehr tief bewegt: der 50 jährige Malachi Ritscher, ein Musiker aus Chicago, wählte eine sehr grausame und endgültige Methode, um gegen den Krieg im Irak zu protestieren: er verbrannte sich am Morgen des 3. Novembers öffentlich selbst. Auch wenn aus seinem selbst verfassten Nachruf eine tiefe Einsamkeit spricht, werden in seinem „Mission Statement“ genannten Abschiedsbrief die wahren Motive für seinen Selbstmord deutlich. Er fordert für sich das Recht ein, seinen Todeszeitpunkt selbst zu bestimmen und findet ihn auf gewisse Art auch „sinnvoll“ – zumindest sinnvoller, als zum Beispiel von einem betrunkenen Autofahrer überfahren zu werden. Irgendwo sicher wahr, aber trotzdem krass. Ich denke, man muss wirklich hinter seinem Anliegen stehen, um seinen Abgang auf so grausame Art zu inszenieren.

Krass fand ich allerdings auch, dass ich über das Thema Selbsverbrennung neulilch schon mal nachdachte. In Deutschland, wo sich vor wenigen Wochen ja ein evangelischer Geistlicher in Erfurt anzündete, um seiner „Sorge vor der Ausbreitung des Islam“ Ausdruck zu verleihen, und sowas kaum Aufmerksamkeit erregt, müssten sich wohl gleich mehr als zwei Menschen verbrennen, damit dies auch nur länger als eine Nachrichtensendung in dem Gedächtnis der Menschen bliebe. Ich könnte und wollte das sicher nicht.

Aber ich kann wenigstens auch hier einen kleinen Beitrag dafür leisten, dass Malachi Ritschers Protest gegen diesen schrecklichen Irak-Krieg nicht ungehört verhallt:

I heard you, Malachi!

BE/AE

Der Wunsch, mein auf amerikanisches Pop-Kultur-Englisch trainiertes Ohr etwas mehr an die britischen Klänge zu gewöhnen, liess mich auf die Suche nach englischen Podcasts gehen. Hatte ich doch beim letzten London-Besuch schon Probleme, die Bedienung in Fastfood-Restaurants zu verstehen – meist war ich froh, jemanden „aus den ehemaligen asiatischen Kolonien“ vor mir zu haben, die habe ich immer besser verstanden. Auch beim so erfolgreichen Ricky-Gervais-Podcast verstand ich meist nur „Train Station“.

Ich bin auf meiner halbherzigen Podcast-Suche (noch) nicht recht fündig geworden. Der für Sprachlerner sicher durchaus interessante PONScast deckt mein Bedürfnis hier nicht unbedingt, da dort sowohl britisches wie amerikanisches Englisch gesprochen wird – und dies auf einem Niveau, das den halbwegs geübten Hörer wohl nur wenig fordert.

Nun bin ich auf eine andere Art aber doch noch erfolgreich gewesen: Am Wochenende habe ich den Phonostar-Player installiert, um den auf „Umbe“ „Das Ding“ übertragenen Live-Mitschnitt vom diesjährigen Metallica-Auftritt bei „Rock am Ring“ aufnehmen zu können. Nach dem Wochenende hab ich dann einfach mal das im Player verfügbare Angebot der BBC durchstöbert und bin dabei auf BBC London gestossen, was für meine Zwecke wohl ideal ist. Viel Talk und viele Anrufer, wenig Musik. Natürlich viel näher am Leben. Der erste Beitrag, den ich dort hörte, handelte gleich von „Accents“, und ob man sie loswerden sollte (Natürlich nicht!). Heute morgen geht es in einer „Call-in“-Sendung zwar unter anderem um die Citymaut Londons, aber alleine dem Cockney des anrufenden Taxifahrers („ol the Le’ers, ol the Pho’os“) zuzuhören made my day! Und die Musikauswahl (es wird wenig Musik gespielt) ist auch ganz interessant – oder wann kam bei uns mal um vier Uhr mittags ein Song der Lemonheads im Radio?

Ein kleines Problem ist nur, dass ich beim Zuhören immer die Viecher aus „Creature Comforts“ vor dem inneren Auge habe…

Etikettenschwindel

Wenn in den Nachrichten Sätze wie „Heute morgen trafen sich Spitzenpolitiker der Großen Koalition […]“ fallen, frage ich mich, wen die denn damit eigentlich meinen.

T-Shirt

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Bestellen?

It ain’t over, till…

Johnny proklamiert das Ende von „Web 2.0“ – und bei YouTube gibt es den Beweis:

Direktgesang

Gammelsoftware?

SPON berichtet über den aufblühenden Handel mit „gebrauchten“, vom Verkäufer nicht mehr benötigten Software-Lizenzen, lässt dabei aber einen meiner Meinung nach sehr bedeutenden Aspekt völlig ausser Acht: Gerne werden alte Software-Versionen auch gekauft, um in den Genuss eines günstigeren Upgrades auf die aktuelle Version zu kommen. So kostet z.B. bei Adobe Photoshop eine Vollversion aktuell 899 Euro (zzgl. MwSt.), ein Upgrade von einer früheren Version bekommt man bereits ab 249 Euro, die Differenz – und damit der maximale Spielraum für den Gebrauchtkauf – beträgt hier über 70% des Preises der Vollversion.

Nennt es wie Ihr wollt

Ich habe das Buch „Wir nennen es Arbeit“ von Holm Friebe und Sascha Lobo noch immer nicht durch. Finde es teilweise auch ganz schön langweiligatmig und hätte mir mehr Einblicke in das tatsächliche, alltägliche Leben der sogenannten „digitalen Bohème“ versprochen. Doch die vielen Erklärungen von Dingen, die mir bereits vertraut sind, erwecken den Eindruck, die Zielgruppe des Buches entspricht wirklich eher der Oma oder den Eltern der Autoren, als Menschen, die es ihnen vielleicht gleich tun möchten.

Wobei ich zugeben muss, dass meine anfängliche Begeisterung (über den Klappentext) sowieso bereits nach dieser Kritik verflogen ist, deren Entstehungsgeschichte ich an besagtem Samstag Nachmittag live miterleben durfte.

Als echter Schwabe werde ich das Buch natürlich trotzdem fertig lesen („beissen, beissen!“). Vielleicht bekommt es danach ja ein Book-CrossingLabel verpasst und landet in einem Drop Spot.

Frucht-Smoothie

zefrank zur bevorstehenden Kongress-Wahl in den USA:

the show with zefrank