20 Jahre Blüba-Cam

Vor ziemlich genau 20 Jahren ging unser Webcam-Geocache „BlüBa-Cam“ online. Für Menschen, die beim letzten Halbsatz nur „Bahnhof“ verstanden haben, eine sehr kurze Erklärung:

Geocaching ist ein Hobby, bei dessen einfachster Form jemand ein Kästchen mit Tauschobjekten und einem Logbuch versteckt und anschließend die GPS-Koordinaten dazu im Internet veröffentlicht. Andere Menschen mit einem GPS-Gerät machen sich nun zu diesen Koordinaten auf, suchen das Kästchen und verewigen sich im Logbuch und können Gegenstände tauschen. Seit 2000 wird dieses Hobby weltweit betrieben und es haben sich schnell noch weitere Arten dieser Verstecke entwickelt, zum Beispiel auch mit Rätseln oder mehreren Stationen verbundene Aufgaben. Mehr zur Geschichte und weiteren Formen findet ihr bei Wikipedia.

Eine Unterart des Geocaching sind Webcam-Caches. Man muss sich hierfür zu angegebenen Koordinaten begeben, sich im Blickfeld einer bestimmten Webcam aufhalten und eine andere Person bitten, das im Web sichtbare Foto zu speichern. Zumindest war das früher noch so umständlich, weil es Anfang des Jahrtausends eben noch keine Smartphones und auch nur wenige Web-fähige Mobilgeräte gab. Das Foto lädt man dann gemeinsam mit ein paar Worten zum Besuch bei der Plattform geocaching.com hoch – das ist dann der Logeintrag. Seit mindestens 16 Jahren können Geocacher diese Aufgabe zumeist von unterwegs selbst lösen und das Bild auch direkt vor Ort hochladen (überhaupt hat das Smartphone als sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau das Hobby Geocaching ganz schön verändert). [Edit: wenn ihr diese Logeinträge lesen und die Fotos anschauen möchtet, müsst ihr euch bei geocaching.com registrieren.]

Während ich dieses Hobby seit Jahren nur noch sehr, sehr, sehr sporadisch betreibe, waren meine Cache- und bald darauf auch Ehepartnerin zu Beginn im Neckar-Enz-Raum recht aktiv unterwegs und haben Caches gesucht, Rätsel gelöst und über das gemeinsame Interesse auch Freunde gefunden. Und neben ein, zwei Kästchen im Wald haben wir im November 2003 eben auch einen dieser Webcam-Caches anlegen können. Die Webcam dazu gehört natürlich nicht uns, sonst hätte sie, von rechtlichen Themen abgesehen, unsere diversen Umzüge wohl nicht überlebt. Aber N. hat sie eben damals entdeckt und ich habe mich kurz danach auf den Weg ins „Blühende Barock“ in Ludwigsburg gemacht, wo man im Winter keinen Eintritt bezahlen muss, weil da halt auch nichts mehr blüht.

Blüba-Webcam-Bild aus dem November 2003
Unser erstes Bild mit der Webcam, zur Veröffentlichung des Geocaches

Das ist jetzt also schon 20 Jahre her – und in diesen Jahren hat sich (Binsenweisheit!) viel geändert. Eine Kamera zeigt noch immer auf das Anfang des 18. Jahrhunderts durch Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erbaute Residenzschloss, die Position ist noch die selbe wie damals. Das ist wohl richtige die Stelle für Worte des Dankes an der ich der Stadt Ludwigsburg und der Blühendes Barock Gartenschau Ludwigsburg GmbH! Denn in die Technik wurde durchaus investiert, statt der daumennagelgroßen Bildern der Anfangszeit (640 x 524 Pixel) werden heute immerhin 800 x 600 Pixel und erweitertem Blickwinkel ausgeliefert. Auch die Bildqualität selbst hat sich deutlich verbessert, wobei mir vor einigen Monaten eine Veränderung auffiel, die der höheren Sensibilität beim Thema Datenschutz geschuldet sein dürfte: es scheint ein Mechanismus in Kraft zu sein, die Gesichter der abgebildeten Personen automatisiert zu verpixeln.

Eine weitere – in meinen Augen erfreuliche – Veränderung fällt vermutlich nur den wenigsten auf: an kalten, schönen Tagen (und auch bei anderen Witterungsverhältnissen) dominierte die Wolke aus den Kühltürmen des Atomkraftwerks Neckarwestheim den Himmel über dem Ludwigsburger Schloss. Das mittlerweile abgeschaltete Kraftwerk liegt 16,45 Kilometer nördlich der Schlossanlage (Peilung: 354,49°).

Winterliches Bild vom BlüBa mit Wolke des Atomkraftwerks Neckarwestheim

Da die Bilder ein Erkennen der Cacher ja sowieso nicht gerade leicht machen, hatten wir ja von Anfang an eine kleine Zusatzaufgabe formuliert: „Um diesen Cache zu loggen müsst Ihr ein Foto von Euch posten, das von der Webcam aufgenommen wurde und auf dem Ihr eindeutig zu identifizieren sein solltet. Wie Ihr das anstellt, ist Euch überlassen.“ Die wenigsten Cacher hielten sich an diese Zusatzaufgabe, doch wir waren diesbezüglich immer sehr großzügig und haben eigentlich nie einen Logeintrag für ungültig erklärt. Es ist auch gar nicht so einfach, auf dem kleinen, anfänglich unscharfen Bild, eine erkennbare Marke zu setzen. Wie das gehen könnte, haben wir zum zehnjährigen Jubliäum des Webcam-Caches bei einem kleinen Event verdeutlicht:

Das Blühende Barock am 23. November 2013 – das ist kein Bettlaken, sondern eine Papiertischdecke.

Auch die Öffnungszeiten des Parks, die wir ja nicht beeinflussen können, sollte Leute nicht davon abhalten ein gültiges Log abzugeben: Selfies vor verschlossenem Schlosstor oder ähnliches haben wir immer akzeptiert. Dennoch schade, wenn manche Cacher dann nicht das aktuelle Bild der Webcam mit ihrem Logeintrag gespeichert haben, oder es aus technischen Gründen(?) nur ein Screenshot vom Smartphone-Screen war, denn auch am Mobiltelefon kann man das Bild eigentlich in seiner ganzen Auflösung speichern.

Wenn der Park geöffnet ist, sehen sich die Besucher dem nächsten Hindernis gegenüber, zumindest von Frühjahr bis Herbst: die Eintrittspreise. Während manche Cacher nach deren Begleichen die Gelegenheit nutzten und die barocke Parkanlage oder die jährliche Kürbisausstellung besichtigten, schaffen es wohl auch immer wieder Leute, das Kassenpersonal davon zu überzeugen, sie kurz für ein Foto in die Anlage zu lassen. Es freut mich immer, das in den Logeinträgen zu lesen – auch hierfür herzlichen Dank an das Personal vor Ort!

Nun gibt es diesen Cache also schon seit mehr als 20 Jahren – eine kurze Recherche hat ergeben, dass es der älteste noch aktive WebCam-Cache in Baden-Württemberg und wohl der fünftältseste in Deutschland ist. Dazu muss man wissen, dass neue WebCam-Caches von den „Ausrichtern“, die die Regeln für die popülärstes Geocaching-Plattform geocaching.com bestimmen, schon vor vielen Jahren nicht mehr zugelassen wurden, ältere aber Bestandsschutz genießen. Deshalb sind sie rar und sie werden seltener, etwa weil die zugehörige Kamera doch irgendwann abgestellt wird. Umso mehr freue ich mich über die 20 Jahre und hoffe auf viele weitere schöne Fotos vom Ludwigsburger Schlosspark.

2 Antworten auf „20 Jahre Blüba-Cam“

Und ich glaube, wir haben versucht via PMR Funkgeräte zwischen heimischem PC und BlüBa zu kommunizieren, weil wir noch weit von einer bezahlbaren Telefon-Flatrate entfernt waren….

Ja, definitiv! Wobei das zusätzliche Gadget für mich wohl eher noch den „Nerd-Faktor“ verbessert hat. 😀 Und die Erreichbarkeit mit PMR trotz der Bebauung gab mir noch mehr das Gefühl, dass das „unser“ Cache ist.

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