Taubengram

Wir haben bei unserer Wohnung im Nürnberger Südosten durchaus ein gewisses Taubenproblem. Bereits die Vorbesitzer hatten den großen Balkon mit einem weißen Kunststoffnetz gesichert, um ihn taubenfrei zu halten. Doch auf den beiden kleinen Balkonen (ja, wir haben tatsächlich drei, was im Verhältnis zur Wohnfläche etwas überbordend ist) finden sich die „fliegenden Ratten“ durchaus zur Verrichtung ihrer Notdurft ein. Die Hinterlassenschaften sind kein schöner Anblick, ich erspare euch weitere Schilderungen.

Interessanterweise hatten wir ein solches Problem in der vorigen Wohnung gar nicht. Obwohl es dort durchaus auch viele Tauben gab, die einen am Wochenende mit ihrem penetranten, kakophonen Gegurre aus dem Schlaf holten (ich gebe zu, mit Nachtigallgesang könnten die Viecher bei mir echt Sympathiepunkte sammeln) und sie auch auf dem Dach beziehungsweise der Dachrinne über unserem Balkon saßen, kamen sie jedoch nie auf den Balkon. Ich vermute, dass vor allem die vielen Bäume in direkter Umgebung hier einen Unterschied gemacht haben, denn am neuen Wohnort sind diese eher rar gesät.

Wir haben uns schon einiges an Vergrämungsmaßnahmen überlegt. Während uns Freunde von den bekannten Plastikkrähen abrieten, weil sie schon selbst mit ansehen mussten, wie Tauben sich auf diese sogar draufsetzten, die Abschreckung also nicht so wirksam schien, haben sich einfache Mittel wie ein mit Handtüchern beladener Wäscheständer oder auch „bunte Bänder“ (es war ein zerschnittener Müllbeutel) recht gut bewährt. Einige Nachbarn setzen auf baumelnde CDs, ich habe nun außerdem ein paar kleine, reflektierende Windräder gekauft, von denen zwar erst eines angebracht ist, dieses scheint aber ganz gut zu funktionieren. Das macht Hoffnung.

Es kann natürlich auch andere Gründe haben, wieso man manchmal mehr und ein anderes mal weniger Tauben antrifft. Denn auch Krähen gibt es hier in der Gegend natürlich, und ab und zu hört man auch einen Falken rufen. Die alte Wohnung war ja außerdem in Sichtweite des Sinnwellturms auf der Nürnberger Kaiserburg, wo jedes Jahr Wanderfalken brüten und ihren Nachwuchs aufziehen.

Mehr aus Neugier und ein bisschen auch aus Jux haben ich mich in diesem Zusammenhang sogar schon kurz mit dem Thema Falknerei beschäftigt, was wohl auch eine jadgliche Ausbildung bedeuten würde. Als ich nun weiter zu dem Thema recherchierte fand ich heraus, dass der „Deutsche Falkenorden LV Bayern e.V.“ dieses Jahr „leider keinen Vorbereitungskurs zur jährlichen Falknerprüfung anbieten“ kann, weil dem Verband wohl vom Präsidenten des Bayerischen Jagdverbands überraschend die Zusammenarbeit gekündigt wurde. Weiteres hierzu habe ich nicht herausgefunden, außer, dass BJV-Präsident Ernst Weidenbusch für die CSU im Bayerischen Landtag sitzt.

Wenn man einfach mal nach „Tauben Nürnberg“ googelt, zum Beispiel um herauszufinden, was die Stadt Nürnberg denn so gegen den Taubenbefall unternimmt, findet man interessante Dinge. So gibt es zum Beispiel in der Ketterersiedlung das Deutsche Taubenmuseum, welches aus der Privatsammlung des Beteibers entstanden ist. Außerdem habe ich erfahren, dass der Betreiber der „Arbeitsgruppe Stadttaubenhilfe Nürnberg“ im Februar gestorben ist, es diese Arbeitsgruppe nun also wohl nicht mehr existiert. Aber es gibt noch weitere Menschen, die sich vor Ort für de Stadttauben engagieren, nicht zuletzt der nach meinem Namensvetter benannte Tierschutzverein für Stadttauben und Wildtiere in Nürnberg e.V. „Ein Haus für Stefan B.“. Stefan B. sei der „Stellvertreter für alle Nachfahren der Brieftaube“.

In Nürnberg werden verwilderte Haustauben übrigens auch manchmal bejagt, (Obacht, Link führt zu nordbayern.de) was Tierschützer natürlich anprangern – hier diente es wohl vor allem dazu, „die Fressschäden für die Landwirte erheblich“ zu reduzieren. Zu solch drastischen Mitteln müssen wir auf unseren Balkonen ja zum Glück nicht greifen, und dürften es natürlich auch gar nicht. Zu Fressen finden sie dort sowieso nichts, ich würde mir sogar wünschen, die Stadt würde generell das Taubenfütterungsverbot etwas besser durchsetzen. Doch was ich so beobachte, wird das ähnlich streng verfolgt und geahndet wie das Raubparken (nämlich eher lässig).

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