The Imitation Game: „Setzten, sechs“?

„Alan Mathison Turing (1912 – 1954) war ein britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie. Als richtungsweisend erwiesen sich auch seine Beiträge zur theoretischen Biologie.“ So beginnt der Wikipedia-Artiel über Alan Turing. Ich habe mich mit Alan Turing nach der Lektüre von Neil Stephensons größtenteils fiktiven Roman Cryptonomicon ein wenig beschäftigt, auch wenn ich natürlich schon von der dank ihm entschlüsselten Enigma gehört hatte. Was ich bis dahin aber nicht wusste war, dass Turing 1952 wegen damals in Großbritannien strafbarer Homosexualität bestraft und zur chemischen Kastration verurteilt wurde. Die hormonelle Kastration führte dazu, dass Turing an Derepression erkrankte und wenig später Selbstmord beging. Es sollte 52 Jahre dauern, bis sich die Britische Regierung für die entsetzliche Behandlung Turings entschuldigte, 2013 wurde Turing von Königin Elizabeth posthum begnadigt.

Der allseits verehrte Schauspieler Benedict Cumberbatch verkörpert nun im neuen Film „The Imitation Game“ den legendären Turing. „The Imitation Game“ hatte bereits diesen Sommer Premiere und gewann auch schon Preise bei Festivals, in Deutschland soll er im Januar in die Kinos kommen. Der Film erhielt ganz passable Kritiken (zum Beispiel bei Rotten Tomatoes), doch leider scheint das Historiendrama gerade auf historischer Ebene einen schweren Fehler zu begehen, indem es Turings Homosexualität in einer Art instrumentalisiert, um ihn als Verräter abzustempeln. Turing hat in dem Film wohl ausgiebig Kontakt mit John Cairncros, der in der Tat auch im wirklichen Leben für die UdSSR spioniert hat. Die späteren Spionageermittlungen sollen dann laut Film erst zur Untersuchung und Verurteilung von Turings Homosexualiät geführt haben. Mehr dazu ein einem Artikel der britischen Historikern Alex von Tunzelmann beim Guardian, die noch weitere geschichtliche Unzulänglichkeiten des Films erwähnt oder bei Wikipedia.

So sehr ich es begrüßenswert finde, an Alan Turing und seine Leistung mit einem großen Kinofilm zu erinnern, so ist es doch schade, wenn das Ergebnis in grundlegenden geschichtlichen Dingen so daneben liegt und letztendlich nur romantisiertes Hollywood-Kino übrig bleibt.

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