Aiga Rasch und die Drei ???

Ich gebe gleich einleitend zu, dass ich nie ein großer Fan der Drei ??? war, in meiner Kindheit und Jugend habe ich lieber Science Fiction als Krimis gelesen und auch die Helden von meinen Hörspiel-Kassetten hiessen eher Flash Gordon und Jan Tenner als Justus, Bob oder Peter. Dennoch haben mich die Bücher und Kassetten mit dem schwarzen Einband und den prägnanten Titelbildern natürlich auch begleitet, wie wohl die meisten meiner Altersgenossen. Wer erinnert sich nicht an den blauen Karpatenhund oder die unheimliche Gestalt auf dem Cover des „Phantomsees“. Recht überrascht war ich allerdings, als ich im November letztes Jahr Plakate für eine Ausstellung unter dem Titel „Aiga Rasch und die Drei ???“ in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen sah. Durch den Begleittext erfuhr ich, dass die deutschen Titel der erfolgreichen Jugendbuchserie fast ausnahmslos von der 2009 gestorbenen Stuttgarter Grafikerin und Illustratorin Rasch erstellt wurden und der Nachlass sich im Landkreis Ludwigsburg befindet, wodurch wohl diese Ausstellung möglich wurde.

Am Samstag war es nun soweit, ein Besuch der Ausstellung stand an. Und der Besuch hat sich wirklich gelohnt. Viele (sehr viele) der Cover werden ihren entsprechenden Entwürfen gegenübergestellt, man erhält einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise der Illustratorin und in die Abstimmung mit dem Stuttgarter KOSMOS-Verlag, über produktionstechnische Hinweise der Urheberin. Überraschend fand ich, wie klein die Reinzeichnungen waren, nämlich zumeist in Originalgröße der Bücher, die Entwürfe selbst sogar noch viel kleiner, sie wurden von Aiga Rasch selbst als „Briefmarken“ bezeichnet und sind in der Tat nicht viel größer, haben vielleicht gerade mal Visitenkarten-Format. Von Comiczeichnern oder Karikaturisten kennt man das ja eher andersrum: die Originale werden meist großformatiger gezeichnet und erst im späteren Produktionsverlauf verkleinert.  Fünf Miniatur-Entwürfe dieser Art lieferte Rasch zumeist für jede Cover-Idee ab und hatte wohl in dieser Phase auch noch Einfluss auf die Titel der deutschen Veröffentlichungen.

Auch in die Entwicklung der „Drei ???“-Serie selbst liefert die Ausstellung einen Einblick, so werden auch amerikanische Orginalbücher gezeigt und an einem exemplarischen Beispiel die geradezu weltweite Verbreitung der Jugendbuchreihe verdeutlicht. Der US-Grafiker Ed Vebell spricht in einem Grußwort an die Ausstellungsbesucher und gewährt ebenfalls Einblicke in seine Arbeitweise, die mich mit einem Schmunzeln an die Arbeit von Stefan Dinter und Hans Guillermo Weidhofer für das Cover-Artwork von „Fornika“ von den Fantastischen Vier erinnerte. [Disclaimer: ich habe bei feedback media design gearbeitet, als dort 2007 das Artwork für das Album entstand]

Noch bis zum 22. März könnt Ihr Euch die Ausstellung in der Städischen Galerie Bietigheim-Bissingen anschauen – täglich ausser Montags. Der Eintritt ist frei und für Fans der Drei ??? eigentlich Pflicht, aber auch für andere an Grafik und Illustration Interessierte dürfte sich der Besuch lohnen, ich hatte jedenfalls viel Spaß.

[2015-02-24: kleinere Edits und Ergänzungen]

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