Frohes Fest

Alle sind Freunde, alle sind happy, alle sind froh,
und überall wo man hinguckt: Liebe und Frieden und so…

Ich wünsche Euch allen ein frohes Fest!

Sie können es nicht lassen

maybe freeDer Tabakriese Philip Morris wirbt erneut mit seiner „Maybe“-Kampagne, nachdem diese bereits mehrfach wegen Kritik eingestellt, im Jahr 2013 sogar gerichtlich verboten wurde.

Dieses mal lautet der Slogan „100% Maybe-free“, und wie es scheint, hat der Suchtmittelhersteller damit den Nerv der Zeit für einige ganz gut getroffen, wenn wir an die wahnwitzige schwarz-weisse Welt von Pegida oder HoGeSa denken, in der es nur „Wir oder die“, gut gegen böse, „Wahrheit“ gegen „Lügenpresse“ gibt. Mich wiedert das mindestens so an wie George W. Bushs „either you are with us, or you are with the terrorists.“.

Man fragt sich schon, was die Agentur des Tabakkonzerns da geritten hat. Immerhin bekommt es selbst Philip Morris nicht hin, seinen Kunden den Rauchertod 100% zuzusichern, neben dem „100% Maybe-free“ steht ganz groß die Pflicht-Satz „Rauchen kann tödlich sein.“ Kann. Muss nicht. Also doch ein ganz großes Maybe? Der Tod dürfte das einzige im Leben sein, dass wirklich für jeden von uns 100% maybe-free ist.

Ich halte es da lieber so, wie es ein weiser Facebook-Freund es einmal formulierte: „I don’t live in a world of absolutes.“

500 Blogposts da hinten beim Bier

Dieser Beitrag ist tatsächlich der 500. veröffentlichte Artikel in diesem Blog. Seit es hier im Mai 2005 losging, ist natürlich viel passiert.

500 Beiträge
Dieser Screenshot wurde nach Veröffentlichung des Artikels erstellt
Das Blog ist noch nicht ganz zehn Jahre alt, und so komme ich statistisch auf etwa einen Post die Woche. Dabei gab es längere Pausen, aber auch Phasen, in denen ich Microblogging-Beiträge direkt hier hinten beim Bier veröffentlicht habe, was die Frequenz natürlich erhöhte. Doch nicht zuletzt dank der Iron Blogger (Stuttgart und Franken) komme ich seit einiger Zeit wirklich meistens auf einen wöchentlichen Beitrag.

Irgendwann wurde das Blog umbenannt, zu Beginn hieß es „Iguana/Roadkill“, was nicht unbedingt als Name für ein Blog, aber als Buchtitel viellicht ganz gut geeignet gewesen wäre. Man denke nur an das Buch der Autorin Helene Hegemann namens „Axolotl Roadkill“, welches allerdings vor allem durch Plagiatsvorwürfe zu großer Bekanntheit kam. Aber als das Buch 2010 erschien, war „Iguana/Roadkill“ bereits nur noch der Untertitel des Blogs, mittlerweile ist er ganz verschwunden, auch wenn die Domain iguana.roadkill.de noch immer hierher führt. Denn bereits 2005 hatte Johnny Häussler auf einen Kommentar von mir bei Spreeblick die Idee mit hintenbeimbier.de, was ich wenig später als Untertitel für „Iguana/Roadkill“ einführte. Und drei Jahre später überraschte mich (Mannomann!) Johnny tatsächlich damit, die Domain registriert zu haben, die nun seit 2009 hierher führt (schon damals war mir das Thema Entschleunigung wichtig, haha!). Jedenfalls möchte ich Johnny dafür unbedingt mal ein Bier ausgeben, vielleicht klappt es ja mal bei einem Plan B-Konzert oder einem Berlin-Besuch. Oder symbolisch?

Die 500 Posts sind dem Lauf der Zeit geschuldet und bedeuten aus sich heraus erst einmal keine Zäsur. Dennoch stelle ich mir die Frage: wo könnte die Reise nach 500 Beiträgen thematisch hingehen? Mehr Bier? Jedenfalls mehr fränkisches Landbier und weniger Stuttgarter Hofbräu, hoffentlich verbunden mit weniger Bahnfahren. Mehr Ukulele? Drei Akkorde schrammele ich hin und wieder ganz gerne. Öfter mal wieder ins Kino gehen. Mehr Segeln? Ein Segel-Blog wird das hier jedenfalls nicht werden, von zukünftigen Segeltörns werde ich Euch dennoch berichten, alleine schon der schönen Bilder wegen. Weniger SPD, weniger Stuttgart 21? Das erledigt sich wohl beides von ganz alleine. Unpolitischer möchte ich nicht werden. Das Thema „Mobilität“ in all ihren Facetten, treibt mich derzeit wieder stark um. Kultur ebenfalls. Zu meinen Lieblingsserien habe ich hier eigentlich gar nichts geschrieben. Dabei halte ich zum Beispiel „Breaking Bad“ kulturell für mindestens ebenso bedeutend wie es Francis Ford Coppolas „Der Pate“ für die Vor-Internet-Generation gewesen sein dürfte. Und vielleicht schreibe ich ja in den kommenden Tagen einen Artikel zum Stuttgarter Filmwinter 2015.

Seit dem Wechsel auf ein neues WordPress-Theme versuche ich ja, zu jedem Artikel ein Beitragsbild zu finden. Und hier ist mein Ziel, diese Fotos in Zukunft noch öfter selbst zu schießen. So wie das symbolische Bild für diesen Artikel: ein auf dem Whisky Trail in Schottland zufällig entdecktes Fasslager. Waren es 500, oder noch mehr? Der Duft der ausrangierten Fässer, die vorher zumeist Bourbon enthielten und nun dort auf ihre Wiederverwendung in einer der vielen Destillen von Dufftown warteten, war jedenfalls unbeschreiblich.

Ich möchte den Themen-Querschnitt so breit und auch so unabhängig halten, wie er jetzt ist. Auch persönlicher könnte es auf die eine oder andere Art wieder werden. Am Anfang habe ich hier ja zum Großteil für mich selbst geschrieben, das Blog als experimentelle Bookmark-Plattform und Notizbuch zu Webfundstücken oder ähnlichem genutzt. In letzter Zeit werden die Artikel wieder etwas länger, was mir beim Schreiben viel Spaß macht, und auch bei den Lesern zumindest teilweise ganz gut ankommt, auch wenn sich das nicht unbedingt in den Kommentaren ausdrückt.

Nun dann: auf die nächsten 500 Beiträge! Die ersten 499 habe ich übrigens nicht von Hand gezählt, das hat mir WordPress ganz alleine verraten.

Drohnenlieferungen und Paketdienstwahn

Über einen Artikel bei Mit-Ironblogger Frank bin ich auf einen Kommentar des FOCUS-Online-Experten(?) Michael Haberland über das durch die „Generation Amazon“ verursachte Verkehrschaos gestoßen. Zuerst wollte ich einfach bei Frank im Blog einen Kommentar hinterlassen, bis ich mich erinnerte, dass ich zu diesem Thema auch noch was im Entwurfsordner liegen hatte. Hier also mein Lieferdienst-Rant.

Früher, da kamen Päckchen mit der Post. Vielleicht nicht täglich, aber schon mehrmals die Woche. Heute wird ein Wohngebiet mehrmals am Tag von verschiedenen Paketdiensten angefahren. Das geht von DHL über UPS zu DPD und Hermes, manchmal kommen auch noch GLS und TNT. Und das sind nur die großen. Ab und zu rollt noch eine Spedition für den neuen Hometrainer an. Für solch große Bestell-Artikel ist das ja auch durchaus auch sinnvoll. Für ein dicht bebautes Wohngebiet kann die Lieferwagendichte allerdings ganz schöne verkehrliche Probleme verursachen, zumal es die Fahrer dieser Dienste ja wegen des enormen Zeitdrucks oft auch sehr eilig haben. Da wiederum gerade in Privathaushalten von berufstätigen Menschen tagsüber nicht immer jemand zu Hause ist, müssen die Paketdienste manchmal sogar mehrfach kommen. Von DHL-Empfängern hört man ja nicht selten die Geschichte, dass sie einen orangenen Benachrichtigungszettel im Briefkasten gefunden haben, obwohl sie Stein und Bein schwören, zum betreffenden Zeitpunkt zuhause gewesen zu sein. Da könnte sich der Dienst das Ausfahren mit dem Kleinlaster eigentlich gleich sparen und die orangenen Benachrichtigungszettel mit dem Postboten, umwelt- und nervenfreundlich zu Fuß oder mit dem E-Bike ausliefern.

Immerhin gibt es ja auch Alternativen zum Transporterwahn, wie etwa die Hermes-Paketshops, die allerdings von Öffnungszeiten abhängig sind, oder die Packstationen von DHL, wobei auch diese Lösung auf dem Papier besser klingt, als sie in der Praxis manchmal funktioniert: wenn zum Beispiel der Auslieferer ein Päckchen in einer überfüllten Packstation nicht unterbringen kann, dann aber die entsprechende Filiale, in der er Päckchen hinterlegt hat, nicht herauszufinden ist.

Doch die mit Warnblinker in zweiter Reihe parkenden Lieferwagen sind ja nur eine Aspekt des Transporterwahns. Von den miserablen Arbeitsbedingungen der Paketdienstfahrer will ich ja gar nicht erst reden (das haben andere außerdem schon getan). Abgestellt werden die Lieferwagen nachts und am Wochenende gerne mal im öffentlichen Straßenraum, hier sozialisieren die Paketdienstleister im Prinzip die Abstellkosten für ihre Fahrzeuge. So wird die „Generation Amazon“, um bei diesem Terminus zu bleiben, zu einer Art Zauberlehrling, der den Schaden seiner Bequemlichkeit nicht abzuschätzen vermag. Ich nehme mich persönlich hier gar nicht aus, denn ich habe auch schon das eine oder andere über das Internet nach Hause bestellt, vor allem Bücher, aber auch Kleidung oder Wein. Mittlerweile nutze ich aber wieder bevorzugt den lokalen Einzelhandel für solche Dinge.

Hoffnung soll vom Himmel kommen. Genauer gesagt, die Lieferung von Paketen per Drohne. In Anbetracht der möglichen Hindernisse darf man dies wohl derzeit noch als Marketing-Gag der Firma Amazon abtun, auch wenn diese in Großbritannien derzeit wohl wirklich nach Drohnenpiloten sucht. Aber selbst Amazon sieht seinen Lieferdienst „Prime Air“ wohl eher für Leute mit schicker Villa im Grünen und designiertem Quadcopter-Landeplatz, wie der Werbespot annehmen lässt, die Eigentümer eines gewöhnlichen Mietshauses werden kaum ein zweites Häuschen neben dem für die Mülltonnen aufstellen, damit die Drohnen für Lieferungen an Mieter einen sicheren Landeplatz haben. Und wenn sogar bald Hunde per Drohne ausgeführt werden oder Renault tatsächlich mit einer in einer vernetzten Welt geradezu anachronistisch wirkenden Scout-Drohne auf den Markt kommen sollte, wird es in den Wohngebieten auch mit Drohnen-Technik nicht ruhiger, sondern eher noch voller und lauter. Ein neues Feld für Technikethiker?

Artikelbild: CC BY-SA 3.0 Source: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2malKurierdienst.JPG