Alle sind Freunde, alle sind happy, alle sind froh,
und überall wo man hinguckt: Liebe und Frieden und so…
Ich wünsche Euch allen ein frohes Fest!
Alle sind Freunde, alle sind happy, alle sind froh,
und überall wo man hinguckt: Liebe und Frieden und so…
Ich wünsche Euch allen ein frohes Fest!
Der Tabakriese Philip Morris wirbt erneut mit seiner „Maybe“-Kampagne, nachdem diese bereits mehrfach wegen Kritik eingestellt, im Jahr 2013 sogar gerichtlich verboten wurde.
Dieses mal lautet der Slogan „100% Maybe-free“, und wie es scheint, hat der Suchtmittelhersteller damit den Nerv der Zeit für einige ganz gut getroffen, wenn wir an die wahnwitzige schwarz-weisse Welt von Pegida oder HoGeSa denken, in der es nur „Wir oder die“, gut gegen böse, „Wahrheit“ gegen „Lügenpresse“ gibt. Mich wiedert das mindestens so an wie George W. Bushs „either you are with us, or you are with the terrorists.“.
Man fragt sich schon, was die Agentur des Tabakkonzerns da geritten hat. Immerhin bekommt es selbst Philip Morris nicht hin, seinen Kunden den Rauchertod 100% zuzusichern, neben dem „100% Maybe-free“ steht ganz groß die Pflicht-Satz „Rauchen kann tödlich sein.“ Kann. Muss nicht. Also doch ein ganz großes Maybe? Der Tod dürfte das einzige im Leben sein, dass wirklich für jeden von uns 100% maybe-free ist.
Ich halte es da lieber so, wie es ein weiser Facebook-Freund es einmal formulierte: „I don’t live in a world of absolutes.“
Dieser Beitrag ist tatsächlich der 500. veröffentlichte Artikel in diesem Blog. Seit es hier im Mai 2005 losging, ist natürlich viel passiert.
Das Blog ist noch nicht ganz zehn Jahre alt, und so komme ich statistisch auf etwa einen Post die Woche. Dabei gab es längere Pausen, aber auch Phasen, in denen ich Microblogging-Beiträge direkt hier hinten beim Bier veröffentlicht habe, was die Frequenz natürlich erhöhte. Doch nicht zuletzt dank der Iron Blogger (Stuttgart und Franken) komme ich seit einiger Zeit wirklich meistens auf einen wöchentlichen Beitrag.
Irgendwann wurde das Blog umbenannt, zu Beginn hieß es „Iguana/Roadkill“, was nicht unbedingt als Name für ein Blog, aber als Buchtitel viellicht ganz gut geeignet gewesen wäre. Man denke nur an das Buch der Autorin Helene Hegemann namens „Axolotl Roadkill“, welches allerdings vor allem durch Plagiatsvorwürfe zu großer Bekanntheit kam. Aber als das Buch 2010 erschien, war „Iguana/Roadkill“ bereits nur noch der Untertitel des Blogs, mittlerweile ist er ganz verschwunden, auch wenn die Domain iguana.roadkill.de noch immer hierher führt. Denn bereits 2005 hatte Johnny Häussler auf einen Kommentar von mir bei Spreeblick die Idee mit hintenbeimbier.de, was ich wenig später als Untertitel für „Iguana/Roadkill“ einführte. Und drei Jahre später überraschte mich (Mannomann!) Johnny tatsächlich damit, die Domain registriert zu haben, die nun seit 2009 hierher führt (schon damals war mir das Thema Entschleunigung wichtig, haha!). Jedenfalls möchte ich Johnny dafür unbedingt mal ein Bier ausgeben, vielleicht klappt es ja mal bei einem Plan B-Konzert oder einem Berlin-Besuch. Oder symbolisch?
Die 500 Posts sind dem Lauf der Zeit geschuldet und bedeuten aus sich heraus erst einmal keine Zäsur. Dennoch stelle ich mir die Frage: wo könnte die Reise nach 500 Beiträgen thematisch hingehen? Mehr Bier? Jedenfalls mehr fränkisches Landbier und weniger Stuttgarter Hofbräu, hoffentlich verbunden mit weniger Bahnfahren. Mehr Ukulele? Drei Akkorde schrammele ich hin und wieder ganz gerne. Öfter mal wieder ins Kino gehen. Mehr Segeln? Ein Segel-Blog wird das hier jedenfalls nicht werden, von zukünftigen Segeltörns werde ich Euch dennoch berichten, alleine schon der schönen Bilder wegen. Weniger SPD, weniger Stuttgart 21? Das erledigt sich wohl beides von ganz alleine. Unpolitischer möchte ich nicht werden. Das Thema „Mobilität“ in all ihren Facetten, treibt mich derzeit wieder stark um. Kultur ebenfalls. Zu meinen Lieblingsserien habe ich hier eigentlich gar nichts geschrieben. Dabei halte ich zum Beispiel „Breaking Bad“ kulturell für mindestens ebenso bedeutend wie es Francis Ford Coppolas „Der Pate“ für die Vor-Internet-Generation gewesen sein dürfte. Und vielleicht schreibe ich ja in den kommenden Tagen einen Artikel zum Stuttgarter Filmwinter 2015.
Seit dem Wechsel auf ein neues WordPress-Theme versuche ich ja, zu jedem Artikel ein Beitragsbild zu finden. Und hier ist mein Ziel, diese Fotos in Zukunft noch öfter selbst zu schießen. So wie das symbolische Bild für diesen Artikel: ein auf dem Whisky Trail in Schottland zufällig entdecktes Fasslager. Waren es 500, oder noch mehr? Der Duft der ausrangierten Fässer, die vorher zumeist Bourbon enthielten und nun dort auf ihre Wiederverwendung in einer der vielen Destillen von Dufftown warteten, war jedenfalls unbeschreiblich.
Ich möchte den Themen-Querschnitt so breit und auch so unabhängig halten, wie er jetzt ist. Auch persönlicher könnte es auf die eine oder andere Art wieder werden. Am Anfang habe ich hier ja zum Großteil für mich selbst geschrieben, das Blog als experimentelle Bookmark-Plattform und Notizbuch zu Webfundstücken oder ähnlichem genutzt. In letzter Zeit werden die Artikel wieder etwas länger, was mir beim Schreiben viel Spaß macht, und auch bei den Lesern zumindest teilweise ganz gut ankommt, auch wenn sich das nicht unbedingt in den Kommentaren ausdrückt.
Nun dann: auf die nächsten 500 Beiträge! Die ersten 499 habe ich übrigens nicht von Hand gezählt, das hat mir WordPress ganz alleine verraten.
Über einen Artikel bei Mit-Ironblogger Frank bin ich auf einen Kommentar des FOCUS-Online-Experten(?) Michael Haberland über das durch die „Generation Amazon“ verursachte Verkehrschaos gestoßen. Zuerst wollte ich einfach bei Frank im Blog einen Kommentar hinterlassen, bis ich mich erinnerte, dass ich zu diesem Thema auch noch was im Entwurfsordner liegen hatte. Hier also mein Lieferdienst-Rant.
Früher, da kamen Päckchen mit der Post. Vielleicht nicht täglich, aber schon mehrmals die Woche. Heute wird ein Wohngebiet mehrmals am Tag von verschiedenen Paketdiensten angefahren. Das geht von DHL über UPS zu DPD und Hermes, manchmal kommen auch noch GLS und TNT. Und das sind nur die großen. Ab und zu rollt noch eine Spedition für den neuen Hometrainer an. Für solch große Bestell-Artikel ist das ja auch durchaus auch sinnvoll. Für ein dicht bebautes Wohngebiet kann die Lieferwagendichte allerdings ganz schöne verkehrliche Probleme verursachen, zumal es die Fahrer dieser Dienste ja wegen des enormen Zeitdrucks oft auch sehr eilig haben. Da wiederum gerade in Privathaushalten von berufstätigen Menschen tagsüber nicht immer jemand zu Hause ist, müssen die Paketdienste manchmal sogar mehrfach kommen. Von DHL-Empfängern hört man ja nicht selten die Geschichte, dass sie einen orangenen Benachrichtigungszettel im Briefkasten gefunden haben, obwohl sie Stein und Bein schwören, zum betreffenden Zeitpunkt zuhause gewesen zu sein. Da könnte sich der Dienst das Ausfahren mit dem Kleinlaster eigentlich gleich sparen und die orangenen Benachrichtigungszettel mit dem Postboten, umwelt- und nervenfreundlich zu Fuß oder mit dem E-Bike ausliefern.
Immerhin gibt es ja auch Alternativen zum Transporterwahn, wie etwa die Hermes-Paketshops, die allerdings von Öffnungszeiten abhängig sind, oder die Packstationen von DHL, wobei auch diese Lösung auf dem Papier besser klingt, als sie in der Praxis manchmal funktioniert: wenn zum Beispiel der Auslieferer ein Päckchen in einer überfüllten Packstation nicht unterbringen kann, dann aber die entsprechende Filiale, in der er Päckchen hinterlegt hat, nicht herauszufinden ist.
Doch die mit Warnblinker in zweiter Reihe parkenden Lieferwagen sind ja nur eine Aspekt des Transporterwahns. Von den miserablen Arbeitsbedingungen der Paketdienstfahrer will ich ja gar nicht erst reden (das haben andere außerdem schon getan). Abgestellt werden die Lieferwagen nachts und am Wochenende gerne mal im öffentlichen Straßenraum, hier sozialisieren die Paketdienstleister im Prinzip die Abstellkosten für ihre Fahrzeuge. So wird die „Generation Amazon“, um bei diesem Terminus zu bleiben, zu einer Art Zauberlehrling, der den Schaden seiner Bequemlichkeit nicht abzuschätzen vermag. Ich nehme mich persönlich hier gar nicht aus, denn ich habe auch schon das eine oder andere über das Internet nach Hause bestellt, vor allem Bücher, aber auch Kleidung oder Wein. Mittlerweile nutze ich aber wieder bevorzugt den lokalen Einzelhandel für solche Dinge.
Hoffnung soll vom Himmel kommen. Genauer gesagt, die Lieferung von Paketen per Drohne. In Anbetracht der möglichen Hindernisse darf man dies wohl derzeit noch als Marketing-Gag der Firma Amazon abtun, auch wenn diese in Großbritannien derzeit wohl wirklich nach Drohnenpiloten sucht. Aber selbst Amazon sieht seinen Lieferdienst „Prime Air“ wohl eher für Leute mit schicker Villa im Grünen und designiertem Quadcopter-Landeplatz, wie der Werbespot annehmen lässt, die Eigentümer eines gewöhnlichen Mietshauses werden kaum ein zweites Häuschen neben dem für die Mülltonnen aufstellen, damit die Drohnen für Lieferungen an Mieter einen sicheren Landeplatz haben. Und wenn sogar bald Hunde per Drohne ausgeführt werden oder Renault tatsächlich mit einer in einer vernetzten Welt geradezu anachronistisch wirkenden Scout-Drohne auf den Markt kommen sollte, wird es in den Wohngebieten auch mit Drohnen-Technik nicht ruhiger, sondern eher noch voller und lauter. Ein neues Feld für Technikethiker?
Artikelbild: CC BY-SA 3.0 Source: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2malKurierdienst.JPG
In den letzten Wochen habe ich zwei Filme über den Apple-Mitbegründer Steve Jobs gesehen, einmal den Spielfilm „Jobs“ von 2013 mit Ashton Kutcher in der Titelrolle, und zweitens die BBC Dokumentation „Billion Dollar Hippy“. Und als ich mich mit diesen visionären, innovationshungrigen Menschen wie Jobs oder auch seinem Apple-Mitbegründer Steve Wozniak beschäftigte und mich an meine ersten Kontakte mit deren Produkte in den Räumen meines Ausbildungsbetriebs erinnerte (unter anderem hatten wir dort neben einigen Macs auch eine NeXTstation) fiel mir ein anderer Visionär aus dieser Zeit wieder ein: Kai Krause. Mit den 1992 erschienenen Photoshop-Plugins Kai’s Power Tools beschäftigen wir uns damals auch, wenn auch weniger zu Produktionszwecken, es waren vielmehr Spielereien und Experimente. Da sich Kai Krause durch seine Produkte damals der Welt nur als „Kai“ vorgestellt hat, bleib ich mal beim Vornamen.
Den aus Nordhrein-Westfalen stammenden zog es bereits 1976 mit 19 Jahren nach Kalifornien, wo er sich zuerst vor allem mit elektronischer Musik beschäftigte, später aber vor allem durch die bereits erwähnten Photoshop-Plugins von sich reden machte. Später folgten noch Programme wie Poser und Bryce, mit dem sich fantastische Landschaften gestalten ließen. Kai schuf damit zum Beispiel gemeinsam mit Douglas Adams himself Coverabbildungen für Taschenbuch-Ausgaben von Adams. Das Besondere an Kais Software war meiner Meinung nach vor allem die interessante, völlig andersartige Benutzeroberfläche, die den Bemühen folgte, der Interaktion mit dem Computer etwas haptisches zu verleihen.
Kai kehrte Anfang des neuen Jahrtausends nach Deutschland zurück, kaufte sich eine Burg am Rhein und wollte dort unter dem Namen „Byteburg“ eine Art Innovationswerkstatt gründen. Das klang damals sehr spannend, hat laut Zeitungsberichten aber wohl leider nicht so gut funktioniert wie gedacht, endete laut Springer-Presse teilweise sogar in einem Milliardengrab, wobei sich das wohl eher auf andere Geschäfte im Raum Köln bezieht.
Jedenfalls war in der Öffentlichkeit in den nächsten zehn Jahren wenig von Kai zu sehen oder zu hören, er selbst spricht auf seiner persönlichen Website (es ist kein Blog) sogar von einem Presse-Embargo. Eine ganz schön lange Zeit, in der viel passierte. Dass Kai in dieser Zeit allerdings keineswegs untätig war habe ich auch erst durch diese (neue?) Website erfahren, da er dort unter anderem sein Projekt „Frax“ vorstellt, eine „liebe kleine App“, mit der man Fraktalbilder erschaffen kann. Ich hatte neulich einmal die Gelegenheit, ein wenig damit rumzuspielen und muss sagen, das hatte durchaus etwas meditatives! Ist zwar nicht so, dass ich mir deshalb ein iOS-Gerät zulegen würde, aber wenn ich eines hätte, würde ich mir die App sicher kaufen.
Einen weiteren Schritt in die öffentliche Wahrnehmung machte Kai mit Hilfe seines Freundes Steven Fry, mit dem folgenden Tweet:
Look what my good friend KaI Krause has done. The true size of Africa. Startling. http://twitpic.com/2woim6
— Stephen Fry (@stephenfry) October 11, 2010
Wenn Twitter nicht lügt, ist dieser Tweet bereits vier Jahre alt, sucht man auf Twitter allerdings nach „True Size of Africa“, stellt man überrascht fest, dass sich diese Geschichte geradezu viral seit dieser Zeit im Netz aktuell gehalten hat, mehrmals täglich findet man einen neuen Tweet dazu. Hier noch weitere Hintergrundinformationen von Kai selbst. Ich finde dieses Thema auch deshalb spannend, weil ich schon selbst mit der irreführenden Darstellung von Weltkarten in der Mercator-Projektion zu tun hatte.Irreführend ist die Mercator-Projektion insofern nicht unbedingt, weil sie ja eben erfunden wurde, um Seefahrern winkelgetreue Karten liefern zu können, damit diese erfolgreich zu ihren Zielen navigieren konnten. Auf kleineren Kartenausschnitten, wie sie von Seefahrern in der Regel verwendet werden, funktioniert das auch. Sie wurde aber eben nicht für die Darstellung von Weltkarten gemacht, da sie dort zu den massiven Flächenverzerrungen führt, die auch Kai in seinem Artikel thematisiert. So erscheint zum Beispiel bei dieser Form der Weltkarte Afika nicht viel größer als Grönland. Ein Ausschnitt aus der US-Fernsehserie „The West Wing“ verdeutlicht dies ebenfalls ganz gut:
Es ist schlichtweg nicht möglich, die Weltkugel wahrheitsgetreu auf einer Fläche abzubilden, soviel steht fest. Aber die Auswahl des „Kompromisses“ ist oft eben auch politisch motiviert. Ich empfehle deshalb jedem, ab und zu mal einen Globus zu betrachten – und diesen gerne auch mal auf den vermeintlichen „Kopf“ zu stellen, um das eigene Weltbild(!) wieder ein bisschen gerade zu rücken. Denn das „Wir da oben, ihr da unten“-Bild der Tagesschau-Weltkarte ist eben kein realistisches Abbild unseres Planeten. [Update 2014-12-01: Die in dem „West Wing“-Ausschnitt präsentierte Gall-Peters-Projektion allerdings auch nicht…]
Wir sehen, Kai macht sich weiterhin Gedanken. Teilweise sogar sehr tiefe Gedanken. Das finde ich bemerkens- und berichtenswert. Er „outet“ sich übrigens selbst auch als XKCD-Leser, zumindest habe ich seine Zeilen »“Are you coming to bed, honey?” “No not yet -there is someone wrong on the internet!”« so interpretiert. Und so hoffe ich auf weitere Inspirationen und Anregungen „von der Burg“ – in welcher Form auch immer.
„Alan Mathison Turing (1912 – 1954) war ein britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie. Als richtungsweisend erwiesen sich auch seine Beiträge zur theoretischen Biologie.“ So beginnt der Wikipedia-Artiel über Alan Turing. Ich habe mich mit Alan Turing nach der Lektüre von Neil Stephensons größtenteils fiktiven Roman Cryptonomicon ein wenig beschäftigt, auch wenn ich natürlich schon von der dank ihm entschlüsselten Enigma gehört hatte. Was ich bis dahin aber nicht wusste war, dass Turing 1952 wegen damals in Großbritannien strafbarer Homosexualität bestraft und zur chemischen Kastration verurteilt wurde. Die hormonelle Kastration führte dazu, dass Turing an Derepression erkrankte und wenig später Selbstmord beging. Es sollte 52 Jahre dauern, bis sich die Britische Regierung für die entsetzliche Behandlung Turings entschuldigte, 2013 wurde Turing von Königin Elizabeth posthum begnadigt.
Der allseits verehrte Schauspieler Benedict Cumberbatch verkörpert nun im neuen Film „The Imitation Game“ den legendären Turing. „The Imitation Game“ hatte bereits diesen Sommer Premiere und gewann auch schon Preise bei Festivals, in Deutschland soll er im Januar in die Kinos kommen. Der Film erhielt ganz passable Kritiken (zum Beispiel bei Rotten Tomatoes), doch leider scheint das Historiendrama gerade auf historischer Ebene einen schweren Fehler zu begehen, indem es Turings Homosexualität in einer Art instrumentalisiert, um ihn als Verräter abzustempeln. Turing hat in dem Film wohl ausgiebig Kontakt mit John Cairncros, der in der Tat auch im wirklichen Leben für die UdSSR spioniert hat. Die späteren Spionageermittlungen sollen dann laut Film erst zur Untersuchung und Verurteilung von Turings Homosexualiät geführt haben. Mehr dazu ein einem Artikel der britischen Historikern Alex von Tunzelmann beim Guardian, die noch weitere geschichtliche Unzulänglichkeiten des Films erwähnt oder bei Wikipedia.
So sehr ich es begrüßenswert finde, an Alan Turing und seine Leistung mit einem großen Kinofilm zu erinnern, so ist es doch schade, wenn das Ergebnis in grundlegenden geschichtlichen Dingen so daneben liegt und letztendlich nur romantisiertes Hollywood-Kino übrig bleibt.
Wold Biermanns „Ansprache“ zum 25. Jahrestag des Mauerfalls hat für einigen Wirbel gesorgt. so dass an diesem Tag eine andere Aktion fast ein wenig unterging: Das Zentrum für Politische Schönheit hatte vor den Gedenkfeiern am 9. November die 14 weißen Kreuze zum Gedenken an die Mauertoten der DDR in Berlin abmontiert, um sie zu den Maueropfern von heute, an Europas Außengrenzen, zu bringen und damit den „Ersten Europäischen Mauerfall“ einzuleiten.
Bundestagspräsident Norbert Lammert bezeichnete die Kunstaktion als „Diebstahl“ und warf den Aktionskünstlern „blanken Zynismus“ vor. Dabei empfinde ich den Umgang der Regierungen Europas mit den Flüchtlingen aus aller Welt weitaus zynischer und es wäre wohl sinnvoller und menschlicher, etwa eine Europäische Seenotrettung aufzubauen (siehe auch die Aktion von Pro Asyl), anstatt zum Beispiel die EU-Grenztruppe Frontex militärisch hochzurüsten und gleichzeitig mit Waffenlieferungen in Krisengebiete die dortigen Konflikte weiter anzufeuern und noch mehr Menschen zur Flucht zu zwingen.
Die „gestohlenen“ Gedenkkreuze in Berlin sind übrigens längst wieder an ihrem Platz.
Hier weitere Kommentare und Artikel zum Thema:
Mauertote versus Frontexopfer (Martin Kaul, taz)
Im Schatten der Mauer (Ines Kappert, taz)
Im Zweifel für die Freiheit (Rüdiger Schaper, Tagesspiegel)
Grenzen einreißen (Juliane Löffler, Der Freitag)
Artikelbild basierend auf: Bestimmte Rechte vorbehalten von noborder network
Mein Thema der Woche war eindeutig der Streik der Lokführergewerkschaft GDL bei der Bahn, aber vor allem der Umgang damit. Ein Grund für mich, dies hier nocheinmal festzuhalten.
Persönlich war ich in meiner Reiseplanung vom Streik recht wenig davon getroffen, obwohl ich normalerweise jeden Tag die Bahn nutze. Die meisten meiner Verbindungen fuhren normal – bis auf die alltäglichen Störungen im Betriebsablauf, wie Signalstörungen. Einmal war ein Kollege so freundlich, mich nach der Arbeit im Auto mitzunehmen. Am Wochenende griff ich für die Heimreise auf eine Mitfahrgelegenheit zurück, was für mich auch eine neue und in diesem Fall sehr positive Erfahrung war.
Erschreckend an der ganzen Geschichte war für mich vielmehr der Umgang der Medien und der Politik mit diesem Streik. So wurde trotz Notfallfahrplan, Fernbus-Boom und anderem gar davon geredet, der Streik der Lokführer würde das ganze Land stilllegen, ja sogar von „Geiselhaft“ war die Rede. Erinnerungen an dunkelste Kapitel der jüngeren europäischen Geschichte wurden wach, sei es die Pogrome der 1930er Jahre oder der gewaltsamen Bekämpfung der Bergbau-Gewerkschaften im Großbritannien Margaret Thatchers. Die Äußerungen des Thomas Oppermann, dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, scheinen beispielsweise in erschreckender Weise in eine ähnliche Richtung zu zielen. Da stellt ein sogenannter Sozialdemokrat einer Gewerkschaft die Vertretungsansprüche einem Großteil ihrer Mitglieder in Abrede, dass mir nur noch die Spucke wegbleibt. Interessanterweise scheinen selbst einige CDU-Politiker die aktuelle Situation besser analysiert zu haben und fordern gar eine Wiederverstaatlichung des Bahnunternehmens, das seine unternehmerische Energie seit vielen Jahren eher in abenteuerliche Auslandsprojekte statt in einen gut funktionierenden Eisenbahnverkehr in Deutschland steckt.
Die GDL hat ihren aktuellen Streik als Zeichen guten Willens deutlich früher beendet als zunächst angekündigt. Mit dem Ende des aktuellen Streiks scheint die Diskussion in der Öffentlichkeit vorerst beendet zu sein. Ich hoffe aber, das das System „Deutsche Bahn“ weiterhin die gestiegene Beachtung findet, welches ihm dank des Streiks zufiel und vielleicht auch die Presse endlich Themen wie Stuttgart 21 die dringend nötige Aufmerksamkeit widmet, dass viel mehr als ein paar Tage Lokführerstreik eine ganze Region stillzulegen droht, ja geradezu in Geiselhaft zu nehmen, weil der Finanzierungsrahmen längst gesprengt ist, aber keiner der Projektpartnern den Mut hat, das scheiternde Projekt zielstrebig zu beenden.
Jeder kennt Johannes Gutenberg, der als Erfinder des modernen Buchdrucks gilt. Und viele wissen, dass es Tim Berners-Lee war, der uns mit der Erfindung von HTML das World Wide Web beschert hat. Doch ein weiterer Tüftler ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl Thomas Edison seine Erfindung sogar als „achtes Weltwunder“ bezeichnet haben soll. Sie war für die Informationstechnologie ihrer Zeit jedenfalls ein ähnlich wichtiger Meilenstein wie Gutenbergs bewegliche Lettern oder Berners-Lees Markup Language. Die Erfindung war die Linotype-Setzmaschine, der Erfinder ein in die USA ausgewanderter Uhrmacher aus dem Königreich Württemberg. Heute vor 115 Jahren, Am 28. Oktober 1899, starb Ottmar Mergenthaler in Baltimore im Alter von nur 45 Jahren an Tuberkulose.
Als ich Anfang der Neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts meine Ausbildung zum Schriftsetzer begann, trug die Berufsbezeichnung schon die Erweiterung „Fotosatz“. Die Bleilettern, mit denen jeder den Beruf des Schriftsetzers verbindet, kannte ich nur noch aus der Berufsschule oder aus dem beinahe musealen Keller meines Ausbildungsbetriebs. Dort im Keller standen noch einige Setzkästen. Und auch „eine Linotype“, längst nicht mehr in Betrieb und kräftig eingestaubt. Und obwohl für uns Azubis damals Photoshop (Version 2.5!) weitaus spannender war, die täglich genutzten Werkzeuge Filmbelichter und Postscript hießen, erweckte das Antiquariat durchaus eine ehrfürchtige Neugier. Welch revolutionäre Neuerung dieses Ding mehr als 100 Jahre zuvor aber darstellte, war mir mit Anfang zwanzig noch nicht bewusst. Erst als ich einmal durch Zufall im Spätprogramm der Öffentlich-Rechtlichen über den Fim „Park Row“ (Trailer auf Youtube) von Samuel Fuller gestolpert war, erahnte ich die Bedeutung der damaligen Erfindung.
Die Technik, die schon andere vor ihm ausprobierten, die aber erst Mergenthaler zu einer praxistauglichen Maschine vollenden konnte, beruht darauf, mittels einer schreibmaschinenähnlichen Tastatur ganze Zeilen (Lines) von Lettern (Type) in Blei zu gießen: Diese Line o‘ type gab der Maschine auch ihren Namen. Dank Mergenthalers Setzmaschine konnten vor allem Zeitungen viel schneller und auch umfangreicher erstellt werden und letztendlich auch öfter erscheinen. Denn mit Hilfe der Linotype konnte ein Setzer 6.000 bis 10.000 Zeichen pro Stunde „abliefern“, beim Handsatz aus einzelnen Typen ging man bei einem gelernten Schriftsetzer von einer Geschwindigkeit von etwa 1.500 Zeichen pro Stunde aus. Die Linotype und ähnliche Maschinen beherrschten den Satz und die Druckereien fast für die nächsten 100 Jahre. Erst in den Sechziger und Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wichen sie langsam dem Fotosatz, welcher im Vergleich dazu eine relativ kurze Karriere hatte und ab Anfang der Neunziger Jahre allmählich vom Desktop Publishing abgelöst wurde.
Beim Chaosradio gibt es Einen detaillierten Lehrfilm aus den Sechzigern über die Funktion der Linotype. Und 2012 erschien der Dokumeentarfilm über die Linotype, den ich noch nicht gesehen habe. Hier ein Trailer:
„Linotype: The Film“ Official Trailer from Linotype: The Film on Vimeo.
Eine Linotype-Setzmaschine, die für Besucher sogar noch angeworfen wird, könnt Ihr übrigens im Deutschen Technik-Museum Berlin erleben. Ebenso in der Ottmar-Mergenthaler-Gedenkstätte in seiner Geburtsort Hachtel, heute ein Ortsteil von Bad Mergentheim. In meiner Geburtsstadt Bietigheim, in der Mergenthaler sein Handwerk als Uhrmacher lernte, bevor er 1872 in die USA auswanderte, ist mir leider keine Linotype-Maschine bekannt.
Auch wenn „Schnapszahl-Ehen“, also Ehen, die an einem besonderen Datum geschlossen werden, im Vergleich öfter geschieden werden, könnte diese Woche die ideale Gelegenheit für Unix-Fans sein, in den Hafen der Ehe einzulaufen. Denn nach Unix-Zeit (gemessen in vergangenen Sekunden seit Donnerstag, dem 1. Januar 1970 00:00 Uhr UTC, ich berichtete dieses Jahr bereits darüber) feiern wir diesen Freitag, den 24. Oktober 2014 09:03:34 GMT (also 11:03:34 MESZ) die Unix-Zeit
1414141414.
Für abergläubische Unix-User, sollte es solche geben, ist dies eigentlich das ideale Hochzeits-Datum. Denn der Statistik schlägt man ein Schnippchen – der 24. Oktober 2014 ist ja diesbezüglich kein besonderes Datum -und dennoch kann man zu einem leicht zu merkenden und runden Zeitpunkt heiraten.