Einmal København und zurück

Anfang September war es so weit: wir stachen wieder einmal in See. In Vorbereitung auf die praktische Prüfung zum Sportküstenschifferschein (SKS) namen wir als Teil einer sechsköpfigen Crew an einem Meilentörn von Großenbrode bei Fehmarn in Richtung der dänischen Hauptstadt Kopenhagen teil. Es galt nämlich, vor der Prüfung noch den Nachweis über 300 Seemeilen auf einer Yacht zu erbringen. Die Fahrt nach Kopenhagen war sehr abwechslungsreich. Ursprünglich lautete der Plan, in einem langen Schlag von Großenbrode nach Kopenhagen durchzusegeln inklusive einer Nachtfahrt und anschließend auf dem Rückweg gemütlich die östliche Dänsische Inselwelt zu erkunden. 

Gedser  Hafen
Sturm und Regen in Gedser

Doch das Wetter wollte bei diesem Plan nicht mitspielen. Starke Winde um 6-7 Beaufort (in Schauerböen bis zu 8) und zwei seekranke Besatzungsmitglieder ließen uns erst einmal nur bis Gedser auf der Insel Falster kommen. Das war eine aufregende und lehrreiche Fahrt. Der Skipper setzte jedenfalls die Sicherheit an erste Stelle, so dass wir auch den nächsten Tag in Gedser verbrachten und den kleinen Ort (in dem es nicht einmal einen Geldautomaten gibt) bei stürmischem Regenwetter erkundeten. Abends ging es dann früh ins Bett, um an Tag 3 schon um vier Uhr morgens abzulegen. So kamen wir doch noch ein bisschen in den Genuss einer Nachtfahrt. Der Wind hatte deutlich nachgelassen, so dass wir sogar eine Zeit lang unter Motor fahren mussten. Langsam ging es an den Kreidefelsen von Møn vorbei. 

Und Kopenhagen wollte einfach nicht näher kommen. Denn nun stellte sich ein Problem mit dem Motor ein. Weißer Rauch, als ob wir gerade einen Papst gewählt hätten – defekter Impeller!  Nach Rücksprache mit dem Vercharterer stellte sich leider heraus, dass wir keinen Ersatz-Impeller an Bord hatten. So schafften wir es unter Segel und mit Motor im Schonbetrieb auf den letzten Metern am Abend gerade mal bis Dragør, etwa 12 Kilometer vor Kopenhagen. Unser Motor konnte zum Glück am nächsten Tag repariert werden.

Feierabendregatta vor der Öresundbrücke bei Dragör
Feierabendregatta vor der Öresundbrücke bei Dragör

Von unserem Liegeplatz im Hafen hatten wir einen tollen  Blick auf die Öresundbrücke. Und immerhin: es fährt ein Bus bis ins Herz der Hauptstadt. So legten wir zwar leider nicht mit dem Schiff in Kopenhagen an, konnten die Stadt aber trotzdem noch besichtigen.

Nyahvn
Auf „Stadtbummel“ in Kopenhagen – die Blickrichtung ändert sich

Der Stadtbummel durch Kopenhagen hat mir sehr gut gefallen, dank der Ortskenntnisse unseres Skippers erhielten wir einen Schnelldurchlauf durch die Sehenswürdigkeiten, besuchten natürlich auch die kleine Meerjungfrau und den neuen Haven (Nyhavn) und den Rathausplatz inklusive des sehr beeindruckenden Rathauses selbst. Am frühen Abend ging es zurück aufs Schiff in Dragør und am nächsten Morgen auch schon wieder auf den Rückweg in Richtung Großenbrode. Auch für diese Strecke hatten wir nun wieder eine Nachtfahrt eingeplant, aber wir kamen so gut voran, dass wir doch entschlossen, in Klintholm auf Møn einen weiteren Zwischenstopp anzulegen, bevor wir am Freitag nach Großenbrode zurückkehrten. Am Samstag mussten wir uns schließlich von zwei Crewmitgliedern verabschieden, die ihre Rückreise nach Süddeutschland antraten.

Für die übrigen drei Besatzungsmitglieder und den Skipper begann nun ein neues Projekt: die intensive Vorbereitung auf die praktische Prüfung zum SKS. Zu diesem Zweck zogen wir von Großenbrode nach Heiligenhafen um. Denn dort sollte am darauf folgenden Freitag auch die Prüfung stattfinden. Einerseits ist es natürlich sinnvoll, sich im Prüfungsgebeit vorzubereiten und andererseits sind auch die Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten in Heiligenhafen viel besser als in Großenbrode. Ich fand es jedenfalls sehr beeindruckend, eigenhändig unter der Fehmarnsundbrücke durchzusegeln. 

Feierabend nach dem Üben vor Heiligenhafen
Feierabend nach dem Üben vor Heiligenhafen

Die folgenden Tage verliefen alle ganz ähnlich. Je nach Wind und Wetter übten wir Segel- oder Motormanöver (zum Beispiel Boje über Bord, Wenden, Halsen, Fahren nach Kompasskurs, nach Wind oder nach Landmarken, An- und Ablegemanöver am Steg und sogar in der Box). Zur Mittagspause aßen wir meist Fischbrötchen oder Backfisch – den unverschämt leckersten Backfisch, den ich je gegessen habe. Nachmittags ging es dann erneut auf See zum Weiterüben. Obwohl sich die drei Prüflinge durch den Skipper sehr gut vorbereitet fühlten, stieg zum Ende der Woche die Nervosität doch sehr, die Abende wurden teilweise ein klein bisschen weniger gesellig und auch etwas kürzer. Am Freitag schließlich standen wir schon sehr früh am Treffpunkt mit den Prüfern und bald darauf fanden sich weitere Skipper von anderen Booten ein. Insgesamt legten 30 Prüflinge die praktische Prüfung ab, wir  schafften es, als eines der ersten Boote dran zu kommen und was soll ich sagen: alle an Bord haben die Prüfung bestanden! Die Freude und Erleichterung waren sehr groß, dass sich die Anstrengungen der vergangenen Tage gelohnt hatten.

Gemütlich segelten wir nach Großenbrode zurück um die zwei Wochen am Abend noch bei einem leckeren Essen und den Resten unserer dritten Grappaflasche ausklingen zu lassen. Schön, dass es zum nächsten Törn Anfang Oktober auch nicht mehr lange dauert.

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