Lokstoff: vorher/nachher

Das Stuttgarter Theater „Lokstoff! Theater im öffentlichen Raum“ beeindruckte N. und mich und viele weitere Zuschauer neulich mit dem Stück „vorher/nachher, eine bedenkliche Reise im Bus“, frei nach Franz Kafka: „Die Verwandlung“.

Zum Inhalt des Stückes brauche ich wohl nicht viel zu sagen (falls dieser nicht bekannt sein sollte: Inhalt), aber wie immer bei Lokstoff zeichnet sich die Aufführung vor allem durch ihren Ort aus. Um genau zu sein handelt es sich um eine Busfahrt durch Stuttgart. Regisseurin Helga Utz hat gemeinsam mit Markus Weissmann von „urban matters“ einige interessante Plätze entdeckt. So gibt es Halts an Orten wie dem Mercedes-Museum, dem Hoppenlaufriedhof oder auch einem Busbahnhof der SSB, um nur einige Beispiele zu nennen. Die großartigen Schauspieler (Kathrin Hildebrand, Andrea Léonetti, Wilhelm Schneck, Christoph Leszczynski und Jürgen Kärcher) agieren – teilweise im Bus, teilweise aber auch außerhalb – mit viel Witz. Auch Interaktion mit dem alltäglichem, zufälligen kann es geben. So gleicht vermutlich keiner Aufführung der anderen.

Durch die Verbindung mit Kafkas Text und dem Handeln der Schauspieler erhält man nicht nur an den herausragenden „Locations“, sondern auch auf der Fahrt durch das eigentlich vertraute und gewöhnliche, nächtliche Stuttgart einen ganz neuen Blick auf diese Stadt im Besonderen und auf das Konzept „Stadt“ im Allgemeinen. Man wird zum Zuschauer, wo man sonst eher Mitspieler ist. Und umgekehrt verdeutlicht die ungewöhlich-gewöhnliche Kulisse auch, wie modern der bald hundert Jahre alte Text „Die Verwandlung“ noch immer ist.

Umdenken – verkehr(t)…

Während das Geschrei in der Öffentlichkeit um die geplanten Bußgelderhöhungen im Straßenverkehr groß ist, scheinen sich still und von der Öffentlichkeit bisher fast unbemerkt ein paar Änderungen durchzusetzen, welche umweltfreundliche, aber leider oft schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer benachteiligen. So sollen zum Beispiel in Zukunft Sachbeschädigungen stärker bestraft werden, Behinderungen und sogar Gefährdungen von Fußgängern oder Radfahrern dagegen deutlich schwächer. Man kann den Eindruck gewinnen,dem Gesetzgeber sei nur der Kraftfahrverkehr wichtig, die Bedeutung von Fußgängern und Radfahrern scheint vernachlässigbar zu sein.

Der Fachverband Fußverkehr Deutschland e.V. bietet eine Stellungnahme sowie weitere Detailinformationen zu diesem Thema.

Blade Runner – Final Cut

Ob es der „Klinge“ im Namen zu verdanken ist, dass es von Blade Runner so viele verschiedene „Cuts“ gibt, mag dahingestellt sein. Im Dezember soll damit jedenfalls Schluss sein, der definitve Final Cut macht der Sache der vielen Schnitte und Fassungen ein Ende.

Blade Runner war mit seiner genialen Optik für mich ein sehr prägender Film. Und ich fand zum Beispiel die von vielen verschmähte „Off-Stimme“ der ersten Kinofassung eigentlich ganz passend, wohingegen ich der Oscar-prämierten (meiner Meinung nach schnulzigen) Vangelis-Musik noch nie etwas abgewinnen konnte, um nicht gar zu sagen, sie hätte mir den Filmgenuss verdorben.

Jedenfalls finde ich die Möglichkeit, den Film bald endlich so sehen zu können, wie Ridley Scott ihn sich von Anfang an gewünscht hätte, ganz reizvoll.

Wired-Interview mit Ridley Scott

May the FARM be with you!

Join the organic revolution!

(DivX Web Player required)

Blog Action Day – Umweltschutz

Bloggers Unite - Blog Action Day

Da heute Blog Action Day zum Thema Umweltschutz ist, stelle ich eine Sache vor, über die ich schon lange einmal schreiben wollte: Call a Bike der DB Rent GmbH (eine Bahn-Tochter). Dieses nach einmaliger Anmeldung recht simple Prinzip ermöglicht die Ausleihe von Fahrrädern in den Innenstädten von zur Zeit Berlin, München, Frankfurt, Köln, Stuttgart und Karlsruhe. Das Verfahren in Stuttgart unterscheidet sich allerdings von den anderen genannten Städten. Während dort das sogenannte „flex“-Verfahren angewendet wird, bei dem man die Räder an jeder beliebigen Stelle innerhalb vorgegebener Grenzen abstellen kann, wird in Stuttgard das „fix“-Verfahren angewendet. Hierbei müssen die Räder an 40 Standorten in der Innenstadt sowie Bad Cannstatt ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden.

Ein weiterer Unterschied: in Stuttgart ist die erste halbe Stunde der Verwendung kostenlos. Und eine halbe Stunde reicht gut aus, um viele Orte in der Innenstadt zu erreichen. Somit kommt man wohl selten in die Verlegenheit, die 8 ct./Min zahlen zu müssen, die nach Ablauf der halben Stunde anfallen würden. Ich finde jedenfalls, die „Rufräder“ (das Anrufen bezieht sich hier auf die telefonische Freischaltung der Fahrräder) sind im Innenstadtverkehr eine interessante und noch umweltfreundlichere Alternative zu Bus, Stadtbahn oder Taxi, vom PKW ganz zu schweigen. Da die Stationen zumeist in der Nähe von Haltestellen des ÖPNV anzutreffen sind, ist das Angebot auch und gerade für Pendler oder gelegentliche Besucher der Stadt interessant. Nach wenigen Anwendungen erreicht man beim An- oder Abmelden des Rades übrigens schnell eine Routine (jeweils ein kurzer Anruf zum Ortstarif), so dass hier kaum Zeit verloren geht.

(Blog Action Day via Jan Theofel und Oliver Gassner)

Bahnstreik? Welcher Bahnstreik?

Ein paar persönliche Anmerkungen zum heutigen Arbeitskampf der Gewerkschaft der Lokführer. Ich bin heute mit der kaum verspäteten S-Bahn von Ludwigsburg nach Stuttgart-Schwabstraße gefahren. Hätte der am anderen Bahnsteig erwartete Regionalzug nach Stuttgart-Hauptbahnhof nicht 8 Minuten Verspätung gehabt, hätte ich diesen genommen. 8 Minuten Verspätung sind keine Seltenheit bei der Bahn. Business as usual würde ich sagen. Plötzlicher (weil erst wenige Tage zuvor angekündigter) Wintereinbruch hat regelmässig schlimmere Auswirkungen.

Auch von den „Menschenleere[n] Bahnsteige[n]“, die bei SPON vermeldet werden, war nichts zu sehen, zumindest die Bahnsteige in Ludwigsburg waren so gut besucht wie immer. Das ebenfalls bei SPON erwähnte „Chaos auf den Straßen“ war dagegen deutlich sichtbar. Aber auch das ist keine Seltenheit, an vielen Tagen braust „mein“ Zug nach Stuttgart am Stau in Zuffenhausen vorbei. Und auch, als ich gestern ausnahmsweise mit dem Auto zur Arbeit fuhr, hatte ich abends mit chaotischen Verhältnissen auf den Straßen zu kämpfen, ich habe etwa 40 Minuten für die Strecke von der Stadtmitte zum Pragfriedhof benötigt. Und zu dieser Zeit gab es meines Wissens nach keine Streiks bei der Bahn. Aber es ist doch schön, wenn man endlich mal einen Schuldigen für die vielen Staus dingfest machen kann…

Die Forderungen der GDL finde ich im Übrigen völlig gerechtfertigt. Wenn man sich die Einkommen von Lokführern im westeuropäisch Vergleich anschaut, wären selbst die von Bahnchef Mehdorn und der Presse gern angeprangerten 31% ein Klacks. Grob überschlagen (aber ausgehend von den Zahlen der GDL – S. 19 im PDF) lägen die Nettogehälter selbst bei solch einer Erhöhung immer noch hinter denen in vielen Nachbarländern wie zum Beispiel Frankreich, Spanien oder der Schweiz.

Free Burma III

Wenn im nächsten Jahr die olympischen Sommerspiele in Peking stattfinden, wird mich das interessieren wie wenn dortselbst ein Sack Reis umgefallen wäre. Ich habe für mich beschlossen, die Spiele zu boykottieren.

Das wird jetzt sicher die Militärjunta in Burma und ihre chinesischen Beschützer genauso interessieren wie die Nachricht, dass am Ostseestrand eine Qualle gestrandet sei. Aber trotzdem.

Free Burma!


Free Burma!

Free Burma I

Ich möchte an dieser Stelle auf eine geplante Aktion am 4. Oktober aufmerksam machen. „Durch die Aktion soll die Aufmerksamkeit der Leser/Seitenbesucher auf die Vorgänge in Birma/Burma gelenkt werden.“

Den Banner in der linken Spalte habe ich eben schnell zusammengeschustert, ist nix offizielles…

(via, Grafik-Quelle)

Wo möchte ich leben?

»Glaubst du im Ernst, man muss das Wasser lieben, bloß weil man davon umgeben ist? Du kommst aus der Stadt. Fändest Du es lustig, von morgens bis abends über die Hauptstraße zu laufen? Es ist verdammt nochmal gefährlich!«

Der maledivische Langustenfischer Musthag – aus: Frank Schätzing, „Nachrichten aus einem unbekannten Universum“

Wenn man zu Fuß (oder auch per Rad) in der Stadt unterwegs ist, kann man sich manchmal in der Tat vorkommen wie ein Schwimmer im Haifischbecken. Doch während „das Meer“ nu mal seine natürliche Berechtigung hat, haben „wir“ uns das Problem mit der stark befahrenen Hauptstraße ja selbst zuzuschreiben. Doch gegen den Virus Auto kann etwas unternommen werden.

SPON stellt in der Reise-Rubrik das italienische Städtchen Orvieto vor, welches Teil der „Slow City“-Bewegung (Charta) ist. Doch was für SPON-Redakteure wohl nur als Reiseziel taugt, hat in meinen Augen weit mehr Potential. Denn wieso sollen wir nur im Urlaub umwelt- und menschenfreundlichere Städte geniessen, anstatt dieses Konzept auch auf unseren Alltag zu übertragen? Es darf doch nicht nur für landliche Gemeinden die Möglichkeit geben, ein lebenswertes Umfeld für die Bewohner zu gestalten. Ich jedenfalls bin den Lärm und Dreck unserer autoverseuchten Städte ziemlich leid.

Stadtverkehr

(Bildquelle: l–o-o–kin thru)