Ohne Ton wars besser

Zugegeben, auf nem Handy ein Fußballspiel zu verfolgen, ist sicher nicht sehr spannend. Trotzdem hat mich dieser Artikel bei Spreeblick – auch wenn er primär gar nicht das Thema Fußball behandelt – an ein Erlebnis während der letzten WM (2002 in Japan und Korea) erinnert. Ein paar Kollegen und ich wollten uns vormittags in einer Kneipe das Viertelfinalspiel England-Brasilien, einen echten Knüller, anschauen. Besagte Kneipe war allerdings bereits schon so überfüllt, dass sogar auf den Gehwegen drumrum kein Platz mehr war. Wir also fix weitergezogen, das Spiel sollte bald beginnen. Die nächste Station: eine Eisdiele, die kurzerhand den ganzen Vorplatz annektiert und sogar einen Fernseher nach draussen gestellt hatte . Doch auch hier gab es viel mehr Menschen als Stühle und ausserdem schlechte Sicht aufs Gerät wegen ungünstigen Sonnenstands.

Ab hier wurde es irgendwie konfus. Zwei der Kollegen wollten dort bleiben, mir gefiel es gar nicht, so zog ich erstmal alleine los. Wenige Meter weiter hatte ein Elektrogeschäft im Schaufenster einen Fernseher laufen, natürlich mit dem Spiel England-Brasilien. Freie Sicht zum Bildschirm! So blieb ich dort erstmal stehen – und schon bald gesellten sich weitere Passanten hinzu. Eine bunte Gruppe aus vieler Herren Länder, allerdings, soweit ich mich erinnere ohne Brasilianer oder Briten. Smalltalk und die üblichen Fachsimpeleien der Hobbykommentatoren und Wochenendnationaltrainer machten die ganze Sache zu einem lustigen und kurzweiligen Erlebnis.

Irgendwann zur Mitte der ersten Halbzeit gab es ein Upgrade: zum Bild folgte nun der Ton: der Elektrogeschäftsinhaber stellte kurzerhand einen an den Fernseher angeschlossenen Lautsprecher vor die Tür. Die Hobbykommentatoren verstummten, nun wurde andächtig den „Profis“ vom Fernsehen gelauscht.

Für mich war in dem Moment die Luft raus, dieser ganze nette kulturübergreifende Austausch, war vorbei, der, entschuldigt die blumige Formulierung, „Zauber des Moments“ war verflogen. Der Elektrogeschäftemacher hat das mit den Lautsprechern sicher nett gemeint und weniger als Werbemaßnahme denn als Serviceleistung verstanden. Aber ich fands ohne Ton besser.

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