Grundeinkommen

Gestern erschien in der Zeit eine große Anzeige, inittiert von Götz Werner, dem Gründer der Drogeriemarktkette „dm“. Die Anzeige unter dem Motto „Unternimm die Zukunft“ ist Teil einer Kampagne für das Bedingungslose Grundeinkommen, also eine finanzielle Grundversorgung aller Bürger, die ein einfaches Leben ermöglicht. Abschaffung aller Steuern ausser der Mehrwertsteuer, welche im Gegenzug drastisch erhöht werden müsste.

[…] nehmen wir mal an, jeder Bürger in Deutschland hätte ein Grundeinkommen von 1500 Euro. Wenn dann alle sagten, prima, das reicht mir, und würden nur noch konsumieren, dann hätten wir […] natürlich ein Problem. Aber davon müssen wir nicht ausgehen. Stattdessen wird es sehr viele Menschen geben, die sich sagen: Das Grundeinkommen ist mir gerade recht, aber ich habe noch eigene Ziele und Bedürfnisse – jetzt arbeite ich nicht mehr, weil ich muss, sondern weil ich will. Jetzt kann ich tun, was mir liegt, und muss nicht dort arbeiten, wo ich am meisten Geld verdiene. Jetzt kann ich dort arbeiten, wo man angemessen mit mir umgeht. Und wo Produkte erzeugt werden, mit denen ich mich identifizieren kann. Das wäre eine enorme Klimaveränderung im Sozialen.

(aus einem Interview von brand eins mit Götz Werner)

Ich finde diese Idee (möchte sie nicht Utopie nennen) faszinierend. Sie würde vor allem auch dazu führen, dass Arbeit gerchter belohnt werden würde (Arbeiten, die, aus welchen Gründen auch immer, unbeliebt sind, müssten sicher besser bezahlt werden als einfache und beliebte Arbeiten)

Die Forderung nach dem Grundeinkommen basiert auf der Ansicht, dass wir in Deutschland keine Wirtschaftskrise, sondern eine Verteilungskrise haben. Durch immer mehr Rationalisierung und immer höhere Produktivität stehen ja auch immer weniger Arbeitsplätze zur Verfügung.

(Edit 02.01.2006: Trackback)

Eine Antwort auf „Grundeinkommen“

Ich möchte mich hier als Fan und als Kritiker dieser Idee outen.
Bedingungsloses Grundeinkommen: Sind wir schon psychologisch reif dafür?
1. Kommen wir emotional damit zurecht etwas zu bekommen, ohne etwas geleistet zu haben? Das, womit die „Arbeitslosen“ nicht zurecht kommen ist meiner Ansicht nach einerseits den Frust über das Erleben (angeblich) der Gesellschaft inerhalb eines strukturierten Alltags keinen Beitrag leisten zu können und andererseits TROTZDEM etwas zu bekommen. Dies hält auf Dauer das beste Selbstwertgefühl nicht aus.
Warum? Alles hat seinen Preis. Das ist das menschliche Erleben. Was ist denn der Preis, den ich für ALG ll zahlen muß?
Ich glaube, das die meisten, die gegen das das Bedingungslose Grundeinkommen sind, dieses als Illusion betrachten, weil nicht klar ist, was der Preis für diese Lebenssicherung ist.
2. Ich denke, dass parallel zu diesem Bedingungslosem Grundeinkommen eine neue Struktur der Arbeits- und Aufgabenvermittlung aufgebaut werden müsste. Das ein Wandel im Wertesysthem der Gesellschaft vollzogen werden müßte, in dem die Bewertung der Art der Arbeit (Ingenieurin, Kinderbetreuer, Putzhilfen, Professoren) auf den Bedarf in diesen Bereichen vollzogen werden müßte.
3. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde die heutigen Arbeitsstrukturen auflösen. Dem einzelnen wird mehr Entscheidungsspielraum und auch Verantwortung gegenüber der Gesellschaft übertragen. Ist der einzelne heute schon fähig, diese Verantwortung zu tragen?

Ich wünsche allen kreativen Denkern eine gute Zeit.

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens ist klasse. Sie sollte weiterverfolgt werden und aus dem Raum der Phantasie in die Niederungen der menschlichen Fehlerhaftigkeit gebracht werden und mit Hilfe kleiner Projekte langsam getestet werden, ob sie menschlich tragbar ist.

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