Shining mal anders

Da ja nun alles Gut™ und positiv und witzig wird, gibt es nun auch einen Gute-Laune-verbreitenden Trailer zu Stanley Kubricks „Shining“ – gefunden bei Kottke.org (dort gibt es auch einen Mirror des Videos)

Aufgeschnappt

Eine Rubrik hier heisst ja Aufgeschnappt, mit, zugegeben, noch recht wenigen Einträgen über lustiges, seltsames oder einfach im wörtlichen Sinne merkwürdiges, das man im alltäglichen Vorbeigehen so aufschnappt.

Durchaus mehr in dieser Art, und damit einen absoluter Zeitkiller, gibt es in monochroms datenbank des vorüberschreitens. Musste die Lektüre leider unterbrechen, weil ich ja auch noch was zu tun habe, möchte aber im Besonderen auf Eintrag 45 hinweisen, bei dem ich gerade Tränen lachen durfte.

Meine Fresse…

Aber wirklich! Johnny Haeusler äussert sich in einem Kommentar auf sehr treffende Weise erneut zu der unsäglichen „Du bist Deutschland“-Kampagne, von der ich dank aktuellem Fernseh-Boykotts sowieso nur über Spreeblick mitbekommen habe. Auf einen Link zu der „DBD“-Website verzichte ich nicht nur, weil sie sowieso gerade mal wieder nicht erreichbar ist, sondern auch weil sie handwerklich so schlimm ist: in meinem Firefox-Browser nur manchmal benutzbar, heute hat meist die Flash-Detection eine Endlos-Loop verursacht – es wird wohl vermutlich noch daran gearbeitet

Zu der Kampagne selbst möchte ich gar nicht viel sagen, ausser vielleicht, dass ich ja peinlicherweise für solche Werbespot-Mechanismen eine gewisse Anfälligkeit besitze, aber das sind wohl ähnliche Vorgänge im Hirn wie beim Anblick kleiner Kätzchen, man kann da nicht viel dagegen machen, ausser natürlich, das Denken nicht einzustellen. Nur soviel: die lauteren Motive der Initiatoren dieser Kampagne zweifle ich durchaus an. (siehe den verlinkten Kommentar von Johnny)

Auch das Ziel der Aktion scheint mir etwas fadenscheinig. Gute Stimmung in und für Deutschland hätte man mit solch einem Medienaufwand auf anderem Wege sicher wirksamer verbreiten können: man stelle sich nur mal eine Kampagne diesen Umfangs gegen Deutschlands grösste Tageszeitung grösstes Boulevardblatt vor, das jeden Tag soviel schlechtes und falsches (Beispiele gibt es hier zu genüge) über dieses Land verteilt . Aber da hätte bestimmt einer der Medienpartner der DBD-Kampagne etwas dagegen gehabt…

Der erwähnte Fernsehboykott ist übrigens rein privater Natur und, zumindest aktuell, nicht als Medienkritik zu verstehen.

…und danach

Der „Not my Kanzlerin“-Aufkleberentwurf ist in Arbeit, mal sehen, ob wir ihn tatsächlich benötigen. Denn meiner Meinung nach (hey, was anderes bekommt Ihr hier sowieso nicht) ist der Führungsanspruch Schröders und der SPD durchaus berechtigt, wenn man sich das vorläufige amtliche Ergebnis (ohne Dresden I) mal genau anschaut:

– SPD: 34,3 Prozent
– CDU: 27,8 Prozent
– CSU: 7,4 Prozent

(Quelle: Bundeswahlleiter)

Denn saß nicht Stoiber jedes Mal zusammen mit Merkel in den großen TV-Runden? Da sind sie doch immer zu zweit aufgetreten, immer als getrennte Parteien, mit einer „ähm“-Stimme mehr. Ich sehe nicht, wieso das plötzlich nicht mehr gelten soll.

Schröders „Gepolter“ in der Elefantenrunde? Er war eigentlich der einzige, der mal ne Richtung vorgelegt hat, während die anderen am Taktieren und „mal schauen, was die Gespräche ergeben“-Rumgeheucheln waren. Könnte wetten, dass Westerwelles FDP umfällt, im Gegensatz zu seiner Aussage am Wahlabend steht die FDP doch sonst als erstes zur Verfügung, wenn es um (H)Ampeleien jedwelcher Art geht, auch wenn es ihm persönlich auf Jamaica wohl nicht besonders gut gefallen würde. (Ich gebe zu, dass diese provokante Verlinkung eventuell unter die Gürtellinie geht, sie sollte aber als Anreiz für die ARD-Wahlmannschaft um WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn gesehen werden, bei der nächsten Wahl den bequemen Blick in die Flaggendatenbank zur Koalitionsbezeichnung nochmal zu überdenken…).

Auffällig seit dem Wahlabend fand ich, auch wenn das politisch gesehen wirklich keine besondere Rolle spielen sollte, wie schnell die mühsam angetackerte TV-Tauglichkeits-Fassade, die Frau Merkel während des Wahlkampfs so verzwungen aufgesetzt hatte, am abbröckeln war. Merkels Wahlkampf-Grinsen hat mich sowieso immer an eine Szene aus Addams Family Values erinnert: die Tochter Wednesday Addams, deren dunkler, kühler Charakter sich ziemlich gut an einem kurzen Dialog verdeutlichen lässt (Q: „Why are you dressed like somebody died?“ Wednesday: „Wait.“), wird im Summer Camp zur Strafe in einer Hütte eingesperrt und einer mehrstündigen Disney-Fim-Gehirnwäsche unterzogen. Nach Beendigung der Strafe wird Wednesday gefragt, ob sie von nun an brav sein wolle, was sie (meisterlich dargestellt von der jungen Christina Ricci) bejaht, wobei sich langsam und sehr anschaulich ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht quält, auf ein Gesicht, dem man ansieht, dass es dieses Lächeln nur unter großen Schmerzen zu erzeugen bereit ist… wobei das Endergebnis wohl tausend mal überzeugender wirkte als alles, was Frau Merkel in dieser Hinsicht je zu leisten vermag.

Geschäftsidee für nach der Wahl

Ganz im Stil von „Don’t blame me – I voted for Kerry!“ könnte man, sofern das Wahlergebnis es erforderlich machen würde und Merkel tatsächlich Kanzlerin würde, Buttons mit der Aufschrift „Don’t blame me – ich hab SPD gewählt!“ erstellen. Ich bräuchte nur noch eine kurze, knackige Übersetzung für „Don’t blame me“ („gib nicht mir die Schuld“ oder „beschuldige nicht mich“ klingt irgendwie beides nicht brauchbar…)

Aber andererseits besteht ja zur Zeit durchaus noch berechtigte Hoffnung, dass Merkel nicht Kanzlerin wird.

Wenn man Spiegel Online abonnieren müsste

…würde ich wohl spätestens jetzt mein Abonnement kündigen. Nicht nur wegen dieser Geschichte (oder sollte ich Kampagne schreiben?), die da gerade läuft!