Zum Streiken

Mein Thema der Woche war eindeutig der Streik der Lokführergewerkschaft GDL bei der Bahn, aber vor allem der Umgang damit. Ein Grund für mich, dies hier nocheinmal festzuhalten.

Persönlich war ich in meiner Reiseplanung vom Streik recht wenig davon getroffen, obwohl ich normalerweise jeden Tag die Bahn nutze. Die meisten meiner Verbindungen fuhren normal – bis auf die alltäglichen Störungen im Betriebsablauf, wie Signalstörungen. Einmal war ein Kollege so freundlich, mich nach der Arbeit im Auto mitzunehmen. Am Wochenende griff ich für die Heimreise auf eine Mitfahrgelegenheit zurück, was für mich auch eine neue und in diesem Fall sehr positive Erfahrung war.

Erschreckend an der ganzen Geschichte war für mich vielmehr der Umgang der Medien und der Politik mit diesem Streik. So wurde trotz Notfallfahrplan, Fernbus-Boom und anderem gar davon geredet, der Streik der Lokführer würde das ganze Land stilllegen, ja sogar von „Geiselhaft“ war die Rede. Erinnerungen an dunkelste Kapitel der jüngeren europäischen Geschichte wurden wach, sei es die Pogrome der 1930er Jahre oder der gewaltsamen Bekämpfung der Bergbau-Gewerkschaften im Großbritannien Margaret Thatchers. Die Äußerungen des Thomas Oppermann, dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, scheinen beispielsweise in erschreckender Weise in eine ähnliche Richtung zu zielen. Da stellt ein sogenannter Sozialdemokrat einer Gewerkschaft die Vertretungsansprüche einem Großteil ihrer Mitglieder in Abrede, dass mir nur noch die Spucke wegbleibt. Interessanterweise scheinen selbst einige CDU-Politiker die aktuelle Situation besser analysiert zu haben und fordern gar eine Wiederverstaatlichung des Bahnunternehmens, das seine unternehmerische Energie seit vielen Jahren eher in abenteuerliche Auslandsprojekte statt in einen gut funktionierenden Eisenbahnverkehr in Deutschland steckt.

Die GDL hat ihren aktuellen Streik als Zeichen guten Willens deutlich früher beendet als zunächst angekündigt. Mit dem Ende des aktuellen Streiks scheint die Diskussion in der Öffentlichkeit vorerst beendet zu sein. Ich hoffe aber, das das System „Deutsche Bahn“ weiterhin die gestiegene Beachtung findet, welches ihm dank des Streiks zufiel und vielleicht auch die Presse endlich Themen wie Stuttgart 21 die dringend nötige Aufmerksamkeit widmet, dass viel mehr als ein paar Tage Lokführerstreik eine ganze Region stillzulegen droht, ja geradezu in Geiselhaft zu nehmen, weil der Finanzierungsrahmen längst gesprengt ist, aber keiner der Projektpartnern den Mut hat, das scheiternde Projekt zielstrebig zu beenden.

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